Dries Verhoeven und sein inneres Niemandsland

Eine Kritik von Triptonious Coltrane zum Stadtprojekt „Niemandsland“ von Dries Verhoeven, welches im Rahmen der Münchner Kammerspiele im Hauptbahnhofviertel in München durchgeführt wird.

Erstmal für alle, die gar keine Ahnung haben. Es geht um dieses Stück: http://www.muenchner-kammerspiele.de/spielplan/niemandsland/

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Die beste Szene war für mich die allererste. Ich durfte mit dramatischer musikalischer Beschallung über Kopfhörer unter der Tonne des Hauptbahnhofs in München stehen und diesen Trubel beobachten. Es war wie ein beeindruckender Vorspann zu einem spannenden Film. Gepäckwagen fuhren vollbeladen mit Koffern und Menschen vorbei – Menschen in all ihren Facetten. Menschen deren Geschichten sich verheißungsvoll im Raum auffächerten. Dieser Ort läuft jeden Tag nur so über von Geschichten, Schicksalen, Freuden, Erwartungen, Träumen, Dramen, Hoffnungen… wunderbar zu lesen in all diesen Gesichtern. Leider sollte im weiteren Verlauf des Projektes nichts an den Glanz dieser Szene anschliessen, was ich zu dem Zeitpunkt wohl innerlich ahnte, aber eigentlich nicht ahnen wollte.

Ich stand also nun da mittendrin mit einem Blatt Papier in der Hand, auf dem ganz groß „Nasrin“ stand. Ordentlich aufgereiht standen wir alle in einer Reihe vor den Apsperrungen der Gleise – wir, die wir teilnahmen an diesem Stadtprojekt. „Nasrin“ – das war wohl der Name meiner Führerin, die mich jetzt bald abholen würde, um mich mit auf eine Reise zu nehmen – mich, zusammen mit meinem digitalen Empfänger in der Tasche, aus dem klassische Musik als Soundtrack herausströmte und über einen Kopfhörer meine Sinne überströmte. Die Szenerie des Lebens am Originalschauplatz – die Realität als die reinste, die perfekte, die unüberbietbar gehaltvollste Form der Inszenierung spielte sich noch vor meinen Augen ab – berauschend!

Plötzlich tauchten jedoch einige von den Menschen in den Vordergrund – Frauen und Männer – fast alle mehr oder weniger dunkelhäutig, viele der Frauen kopftuchtragend, irgendwie mit bestimmten Codes und Merkmalen versehene Menschen eben. Sie tauchten aus dem Gedränge auf und standen mit verschlossenen Augen frontal der Reihe der TheaterbesucherInnen zugewandt in der Menge und bewegten den Mund, um ein Mitsingen des Musikstückes zu suggerieren, das gerade über den Kopfhörer lief. Die heterogene Struktur der realen Szenerie, die ich noch einige Sekunden vorher erleben durfte, wurde nun allmählich gebrochen durch eine klare Frontlinie. Die Bühne war nun installiert. Die DarstellerInnen hatten ihre Positionen eingenommen.

Der Vorspann neigte sich dem Ende zu, das Theater begann – jedoch mit einer entscheidenden Besonderheit: Vom Theater sind wir als BesucherInnen im generellen gewohnt, dass die Persönlichkeit der DarstellerInnen aufgeht in der Rolle, die sie spielen. Hier nahmen die DarstellerInnen die Rolle ihrer schon vorgegebenen migrantischen Identität auf. Sie spielten sozusagen sich selbst, oder zumindest Jemanden aus dieser – von Dries Verhoeven – als klar abgegrenzt formulierten Gruppe von Menschen. Sie befanden sich dort mit der Identität, die ihnen aus der Perspektive der Mehrheitsgesellschaft zugeschrieben wird. Vorher war es ein reelles „Ineinander“, nun wurde es zu einem synthetischen „Auseinander“. Und die besagte Gruppe stand nun der meinigen (also den BeobacherInnen) frontal gegenüber. Die Gesellschaft war ab jetzt strikt geteilt – sehr strikt!

Schon diese Szene fand ich befremdlich. Das Identitätsbild „Migrant“ war nun auf der Alltagsbühne der Bahnhofshalle gesetzt und ich fragte mich instinktiv: „Wo stehe ich mit meinem bikulturellen Hintergrund denn? Wo ist nun mein Platz? Bin ich hier im Publikum denn überhaupt richtig? Oder müsste ich nun bei meinen „migrantopigmentierten KollegInnen“ stehen?

Instinktiv fühlte ich mich sofort unwohl. Sprich: Der Publikumssessel, den Dries für mich vorgesehen hatte, war mir jetzt schon zu eng und Dries hielt zusätzlich noch meinen Kopf fest und wollte mir eine Blickrichtung vorgeben. Ich als Mensch mit multiplen sozialen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Erfahrungen habe aber viel zu viele Perspektiven im Kopf, um mich auf eine zu beschränken, also sah ich weiterhin um mich und sättigte mich instinktiv an jeder Sekunde des Alltagstrubels – ahnend, dass die Reise, die jetzt folgen würde, wenig für mich zu bieten haben würde.

Nun dachte ich an meinen Konterpart. Ich sah sie vor meinem inneren Auge schon auf mich zukommen: „Nasrin“. Ich sah ihren freundlichen wohlgesonnenen und einladenden Gesichtsausdruck, ihre zuvorkommende Art, ihre Freundlichkeit, ihr Gebahren, ich sah ihre Rolle und ich hoffte nichts dringlicher und sehnlicher, als eine überraschende Nichterfüllung meiner instinktiven Erwartung. Ich als paganer Vielgötterverehrer betete nun in diesem Moment. Ich betete den Gott des Hauptbahnhofes an. Ich sagte: bitte lass mich überrascht sein. Lass mich Dries Verhoeven annehmen mit seiner Perspektive. Oh Gott des Hauptbahnofes, verleih ihm die Eingebung, mir und meinesgleichen die Freiheit zur Entfaltung der eigenen Perspektiven zu gönnen. Ich betete innerlich um eine Brücke in der Dramaturgie, die mir zeigte, dass dieses Stück schon auch für mich gemacht war, dass die Kammerspiele auch Geschichten produzieren können, in denen ich ebenso als Adressat in der Zielleiste eingetragen bin. Aber es sollte mir leider – wie so oft – nicht vergönnt sein.

Nasrin kam und agierte genau so, wie ich sie mir vorgestellt hatte, genau so, als ob ich sie schon ein Jahrhundert kennen würde. Was danach passierte, war tatsächlich alles andere als spannend. Es war sehr langweilig. Ich kam mir sehr albern vor, hinter jemand stummen herlaufen zu müssen, während mir eine Stimme aus dem Off Nasrins Lebensoptionen auflistete. Nasrin könnte dies, könnte das, sie könnte gefoltert worden sein im Iran, sie könnte gut deutsch sprechen, sie könnte jemanden ermordet haben, ich könnte verwundert sein, sie könnte nur so frustriert klingen, aber im Grunde könnte sie das gar nicht sein wollen können müssen dürfen und und und… die Optionen der Geschichten wurden immer abstruser und in einem wilden Stakkato lediglich immer nur angerissen – auf eine sehr plumpe, plakative und aufdringliche Art und Weise wie ich übrigens fand – und es waren zum Großteil sehr dramatische, traumatische Optionen. Die Stimme aus dem Off gehörte wohl einer deutsch-deutschen biologisch reinen sehr betroffenen Sprecherin und war so beschaffen, dass sie einen innerhalb von einer Stunde schwer depressiv machen konnte.

Wie denn auch nicht? Die positiven Optionen in diesem migrasmischen Drama einer Nasrin waren schließlich sehr dünn gesät. Nasrin könnte (immer schön im Konjunktiv) nämlich eigentlich nur eine missverstandene, unterschätzte, schlecht behandelte, frustrierte, eine traurige, eine hart vom Leben gezeichnete Person sein, etwas anderes hingegen nur schwer, so schien es.

Die Stimme aus dem Off machte diese Sachlage im sturen Konjunktiv immer klarer und klarer und gleichzeitig mir als Besucher des Stückes auch ständig subtile Vorwürfe. Ständig nahm sie an, dass ich mir ein normales Leben dieser Nasrin gar nicht vorstellen könne, dass mich die Dramen ihres Lebens nie berühren würden, das ich wohl nur so tun würde, als ob ich Empathie zeigte, aber die Wirklichkeit dieser Gesellschaft sich in Form einer eisernen Trennlinie tonnenschwer zwischen sie und mich legen würde und ich diese wohl nie überwinden könne. Dabei war ich ihr doch schon total nahe verdammt? Mist! Ich war doch wie sie eigentlich? – ich war im falschen Plott gelandet! Das war wie in den Urlaub fliegen und nach ein Paar Schleifen wieder im Ausgangsflughafen landen.

Nun fing sie auch noch an zu tanzen zu diesem indischen 70’er-Jahre Popsong, den ich so gerne mochte! Ich wollte mit ihr zusammen auf einer Höhe laufen, um diese Wonne mit ihr zu teilen, doch sie machte mir sehr bestimmt die Regieanweisung klar: „Bleib bitte hinter mir und bleib auf Distanz! Wenn ich mich jetzt hier amüsiere, dann ist das keine Einladung für dich, es mit mir gemeinsam zu tun. Was du da hinter mir machst, ist mir einerlei. Ich tanz dir jetzt mal einen vor und du und das ganze Viertel schaut mir dabei zu. Bin ich nicht cool? Bin ich nicht eine arschcoole migrantistische Laiendarstellerin? Wie toll, nicht? Die Kammerspiele – DIE KAMMERSPIELE – bieten mir, JA MIR eine Möglichkeit, dich jetzt mal auf deine Vorurteile zu hinzuweisen. Na Erwin? Hast du so etwas schonmal erlebt?“

Das Problem war nur, dass ich nicht Erwin war. Ich bin immer noch der Tuncay….Und das schlimmste waren all die Leute, die mich komisch ansahen, weil sie wohl dachten ich renn der Frau jetzt hinterher, um sie dumm anzulabern.

Spätestens in diesem Moment wurde jedoch wieder einmal klar: Ich bin in dieser Situation als ein Mitglied der weissen Mehrheitsgesellschaft angesprochen. Ich bin gerade der durchschnittliche Theaterbesucher. Ich bin nicht Ich. Ich habe deutsch-deutschen Bildungsbürgerbackground, oder ich bin Else, die Hausfau mit Jahresabo, oder ich bin doch Erwin der Gymnasiallehrer, oder ich bin Brian, der vor Jahren als Austausstudent aus Irland kam und seit Jahren bei dieser Agentur im Lehel arbeitet und und und und….Aber ich bin nicht Ich in diesem Moment. Ich bin eben „nicht“ der Tuncay, dessen Eltern 1967 bei BMW am Fliessband zu arbeiten angefangen haben, ich bin nicht der Mehmet, der Filmproduzent, der in Blumenau aufgewachsen ist, ich bin nicht Özlem, die seit Jahren beim Radio arbeitet und immer nur für die Migrationsthemen zuständig ist. Ich bin auch nicht die Fatma, die jeden Tag beim Gemüsehändler an der Kasse sitzt. Ich bin nicht der Bruder von Theodoros, der 2005 im Westend von der NSU ermordet wurde. Ich bin nicht Famadi, der großartige Percussionist, mein Idol. Ich bin nicht Laye Mansa, mein Freund Laye Mansa, der mit geschlossenen Augen in der Menge am Hauptbahnhof stand – mein Freund Laye, der großartige Musiker, der sich herablässt, sich hier als Laiendarsteller zu verdingen für paar Euro fünfzig. Leute wie Laye sind die stummen Guides. Und ich müsste jetzt eigentlich auch dort stehen, wo Laye steht.

Aber wie vermessen bin denn ich, dass ich annehmen könnte hier als Zuschauer adressiert zu werden? Ich gehe hier mit, um mir ein Bild von diesem Stück machen zu können. Aber nicht als Besucher. Ich gehe hier mit als Kritiker, als kritisches Subjekt, dass sich seine Position selber geschaffen hat. Eigentlich habe ich hier doch nichts verloren? Ich wurde ja auch von der Presse eingeladen, sonst wäre ich ja gar nicht gekommen. Was soll ich denn auch da? Ich weiss doch im Grunde, was auf mich zukommt. Ich kenn das doch schon seit Jahren.

Und ich höre meine Freunde jetzt sagen: „Tuncay tu doch nicht so entrüstet, das ist doch schon immer so gewesen. Was regst du dich jetzt plötzlich so auf? Du bist nicht eingeladen. Offiziell vielleicht schon, aber faktisch warst du es noch nie. Denn was einen einlädt ins Theater ist doch der Inhalt, das Format, das Angesprochenwerden, das Adressiertwerden. Du hingegen kannst da sein, oder nicht, kannst dich dazu äußern oder nicht, kannst seitenweise Texte schreiben und kritisieren. Im Grunde hat das nichts beizutragen, es hat von sich aus keine Schwere, keine Relevanz“.

Aber ich weiss: die Relevanz habe ich nur, wenn ich so laut brülle, dass die Presse und die Kulturlandschaft aufmerksam wird. Nur dann habe ich Relevanz. Als Teil dieser Gesellschaft bin ich jedoch in diesem Theater völlig IRRELEVANT!

Und Nasrin? Laye? und all die anderen, die dieses Spiel mitspielen? Anscheinend hat es ihnen nichts ausgemacht, oder sie haben wirklich nur ihre Rolle gespielt – diese eng geschnittene Rolle, in der sie ja eigentlich doch wieder nur sich selbst verkörpern können. Wen sollen sie auch spielen, wenn nicht sich selbst? Den Erwin, den Karl, die Gertrude, den Louie? Schau sie dir doch mal an: sie können doch im Endeffekt nur sich selbst spielen: den Migrantasten mit dem millieuspezifischen Lebensdrama.

Nun  wie dem auch sei. So zog sich das ganze über die Bayerstrasse zur Schwanthalerstrasse, von dort zur Theresienwiese In einer unendlich scheinenden Schleife der Nonkommunikation bin ich Nasrin gefolgt und habe mir ihre Dramaoptionen angehört, die wohl meine vermeintlichen Vorurteile ihr gegenüber formulieren sollten – also eigentlich die Vorurteile mir selbst gegenüber. Ich folgte ihr also als der prädestinierteste Fehladressat, den man sich in einem solchen Stück nur vorstellen kann und hoffte auf einen Ausbruch. Aber er kam nicht. Die Stimme aus dem Kopfhörer hämmerte auf mich ein und liess mir kein bisschen Freiheit für meine eigene Empfindungswelt – ich war in Dries‘ verschrobenen Perspektiven gefangen und er stülpte sie uns Wort für Wort über. Er hatte uns in ein sehr enges Korsett geschoben und machte uns klar: „Diese Gesellschaft hat ein Kommunikationsproblem“.

Wie recht er hat! Am meisten leidet er selbst darunter. Gut, mag ja sein. Nur: ist das wirklich was grundlegend neues? Das weiss ich schon seit meiner Geburt und Dries weiss es seit 7 Jahren, als er festgestellt hat, dass seine Putzfrau eigentlich eine Ausbildung hat, aber keine Arbeit findet, weil passt nicht, sieht nicht entsprechend aus, hat den falschen Nachnamen, was weiss ich… Das ist tatsächlich nach eigener Aussage der Grund, warum Dries angefangen hat, sich mit migrantomanischen Themen zu beschäftigen, weil er zu der spektakulären Einsicht kam: In dieser Gesellschaft haben wir ein Problem. Aha?

Nun, wie gesagt: Das wissen wir ja alle. Über die Phase, in der man Probleme noch sichtbar machen musste sind wir schon lange hinaus. Wir liegen schon seit Jahrzehnten mittendrin, wie in einer Jauchegrube. Wer solch ein Stadtprojekt braucht, um das erstmal wahrzunehmen, der hat wirklich ein Problem. Diese Thematik wird mitlerweile seit Ewigkeiten schon von Standupcomedians parodiert, die wie Pilze aus dem Boden schiessen.

Ich erwarte als Theaterbesucher jedoch neben diesem allseitsbekannten Fakt auch eine bewegende Geschichte, aber Dries gibt uns nur einen Sack voll angefanger Optionen, scheinbar wahllos aneinandergereiht und gespickt mit Stereotypen, dargebracht von einer depressiven Stimme aus dem Off und visualisiert von einer Darstellerin, die nicht sprechen darf, die mich nicht berühren darf, die auf Distanz bleiben muß und gefangen ist in ihrer Identitätsbürde. Ich dachte mir ganz in Kanakenmanier: „OK, dann eben keine Story, ist ja ein Experiment, passt alles, aber wenn nach dem Affentanz nicht irgendwas kommt, was mich Emotional auf den Mars katapultiert, dann reiss ich euch nachher den Arsch auf, ich schwör!“

Dann spielte ich kurz mit dem Gedanken, selber auszubrechen – ihr ihre Kopfhörerstöpsel aus den Ohren zu reissen, sie an der Schulter zu packen, durchzuschütteln und zu fragen: „Warum machst du das, Nasrin? Warum? Warum? Für paar Euro fünfzig? Für die Referenz? Erhoffst du dir Erlösung, Nähe, Herzlichkeit? Warum bist du so ein Schaf Nasrin? Warum machen wir nicht selber sowas und lassen all die Dries Verhoevens dieser Welt mit Kophörern in irgendwelchen Vierteln rumlaufen, drücken ihnen Identitypolitics-Propaganda rein und lassen uns das finanzieren vom Steuerzaler? Das ist doch nicht sooo schwer Nasrin? Rede ich mit mir selber? Bin ich eigentlich Nasrin?

Aber dann entschied ich mich dafür, gerade dies eben nicht zu tun. Denn das würde ja wohl wieder der Gegenargumentation dienen: „Ja, du hast ja das Stück nicht in Ruhe und unvoreingenommen bis zum Ende angesehen. Du verlierst ja ständig die Contenance und intervenierst ja nur. Du machst ja Politik! Wir hingegen machen Kunst, bla bla bla bla“. Deswegen habe ich mich dem harten Korsett der Darbietung ergeben und bis zum bitteren Ende weitergemacht.

Im weiteren Verlauf schlug die Farce Kapriolen. Nasrin blieb wieder einmal vor mir stehen (ein schöner Rücken kann entzücken) legte eine Mandarine, oder Orange ins Wurzelwerk eines Baumes und drehte sich um, um mir mit einem Kopfwink zu suggerieren, dass ich sie mir nehmen darf. Ab diesem Moment war das Stück vollkommen auf das Wohlwollen des Zuschauers angewiesen. Es wurde langweiliger und langweiliger. Diese synthetische Pseudomystik machte mich schier wahnsinnig.

Am Ende flossen dann alle Darsteller-Besucher-Päärchen wie die Lemminge auf die Theresienwiese – die DarstellerInnen tanzten und schwangen die Arme – die BesucherInnen trotteten hinterher – beide wurden im Grunde ihrer Eigenständigkeit und ihres Seins beraubt. Sie waren alle Teil von Dries‘ verschrobener Optik geworden. In mir explodierte ein Wut-Vulkan. Ich war kurz vor dem Würgereiz und die liebe Nasrin machte das Ganze mit ihrem naiven Gehampel auch nicht gerade besser.

Die Hoffnung leuchtete am Horizont. Ich spürte, wir kamen dem Ende nahe: wir erreichtenn eine Reihe von kleinen Kabinen, die aussahen wie am Husumer Strandbad anno 1942 nur etwas KZ-mässiger. Nasrin öffnete die Türe und liess mich ein. Drinnen ein Stuhl. Als Gentleman setzte ich mich natürlich nicht gleich und wandt mich ihr zu. Auch dies ein Affront gegen die Regieanweisungen scheint es. Sie wies mich bestimmt darauf hin, mich zu setzen. Ich dachte: „Erstaunlich wie unterwürfig sie dieses Spiel mitmacht! Sie erfüllt die vertragliche Abmachung bis zum letzten Buchstaben“.

Dann kam der krönende Abschluß: sie schloß die Tür – es war komplett dunkel. Wir sind alleine. Sie nahm mir die Kopfhörer ab, legte ihre Hände auf meine Schultern und ich freute mich und dachte: „Jetzt spricht sie endlich! Jetzt bricht sie aus der Wortlosigkeit aus, zitiert, Goethe, Schiller, Tolstoi, Marx, Lenin, Mark Twain, Angela Merkel, Putin … was weiss ich was – irgendetwas, dass mir etwas sagt, das meinen Intellekt beansprucht, das uns die Chance gibt uns auf menschlicher Ebene zu verständigen und uns nicht nur wie Tiere zu taxieren“.

Und was machte sie? Sie murmelte unverständlichen Schamanengesang, der für mich unverständlich blieb. Wahrscheinlich wurde sie aufgefordert, ihr Lieblingslied zu singen in ihrer Sprache. Und weil sie nicht singen konnte, oder so hat sie irgendwelche fiktive Lautsprache spontan für mich improvisiert. Aber sie hat nichts gesagt! Auch ein Lied kann so vieles sagen, Poesie, Lyrik…Warum nicht, Dries? Warum? Warum müssen diese Menschen so stumm bleiben? Warum so unverständlich? Warum so undefininiert?

Hast du Angst vor ihnen, Dries? Nach 7 Jahren Niemandsland in den Niederlanden, in Athen und sonstwo. Nach 7 Jahren hat sich da nix getan? 7 Jahre Stillstand? Immer noch kein Schritt auf das ewig Fremde in dir selbst? Armer Dries. 7 Jahre Theatertherapie und kein Resultat? Armer Dries Verhoeven!

Denkst du überhaupt daran, wie ich mich fühle hier in dieser komischen dunklen Schachtel? Keine Story, kein Erzählstrang, keine Sprache, gar nichts. Eigentlich wie im Knast. Eigentlich eiskalt und faschistoid. Müssen sich alle Guides, die sich vor den Kabinen in Reihe aufgestellt haben sich abwenden und gehen, ohne ein Wort gesprochen zu haben, so das ich nur noch ihre Abgewandtheit sehe und das auch nur in einer projezierten Liveübertragung von Aussen?

Achtung, Achtung, die armen traumatisierten Migranten gehen jetzt und lassen dich alleine, Erwin. Na, was machst du jetzt mit deinem dunklen schlechten Gewissen?

Ja, klar – du gehst ins nächste Kammerspielestück und suchst weiter nach dem Menschen in dir!

Welches Niemandsland ist das Dries? Das ist das Niemandsland einer trockenen Gewissenslandschaft. Das mag dein Verhältnis mit der Welt wiederspiegeln und du magst das so in deiner künstlerischen Freiheit verarbeiten, aber was haben die von dir einer bestimmten Farbskala entsprechend ausgesuchten Menschen damit zu tun? Warum willst du deine persönlichen inneren ungereimtheiten auf dem Rücken eines aktuellen gesellschaftlichen Diskurses abarbeiten, der mit deinem privaten Hirnfick nichts zu tun hat?

Fazit:

Ich finde das Stück von Dries Verhoeven nicht nur misslungen, sondern auch rückschrittlich, perspektivlos und starr, da es bestimmte Schichten ganz bewusst als Publikum ausschließt. Es ist das Projekt eines inkompetenten und schlecht informierten Menschen, der keinerlei Bezug zu dem Thema hat, das er da behandelt. In dieser Form entspricht dieses Stück in keiner Weise dem hohen gesellschaftspolitischen Anspruch, den sich die Kammerspiele auf die Fahne schreiben.

Noch dazu fördert Dries Verhoeven auf eine sehr unreflektierte Weise Bilder, die Stereotypen unserer Gesellschaft reproduzieren und zementieren. Obwohl er vorgibt Hinterfragungen von Klischees durchzuführen, ist er selber stark befangen durch seine einseitigen Perspektiven, aus denen er auch nicht herauskommt. Dries Verhoeven hinterlässt den Zuschauer inmitten seiner eigenen (Dries‘) Hilflosigkeit, die ich alles andere als spannend finde. Diese Hilflosigkeit kenne ich gut. Aus meiner eigenen Lebenserfahrung habe ich sie immer wieder gut kennengelernt. Es ist die Hilflosigkeit eines eitlen Vertreters einer postkolonialen Genealogie.

Woraus ich das erschließe? Nun ich habe einige Emaildispute mit ihm gehabt. Ich habe auch nach der Aufführung die Gelegenheit gehabt mit ihm zu sprechen. Dries hegt Ängste, die für die weisse europäische Mehrheitsgesellschaft typisch sind. Er empfindet kopftuchtragende Frauen als Symbole des Migrationshintergrunds und führt sie auch immer als Beispiele vor. Türkische Frauen mit Kopftuch empfand er – nach eigener Aussage – immer schon als Gespenstergestalten, die nicht an Kommunikation interessiert sind. Sie ignorieren ihn in seinem eigenen Land und damit hat er ein Problem. Er hat aber auch ein Problem mit seinen eigenen Vorurteilen. Er ist ein stark vorurteilsbehafteter Mensch. Mit diesem Stück bearbeitet er diese Vorurteile jetzt schon seit fast 7 Jahren.

Dies mag aus persönlicher Sicht legitim sein. Jedoch behaupte ich, dass man seine Privattherapie nicht auf Kosten der Steuerzahler betreiben kann. Die Zeit ist vorangeschritten und man muß neue Formate suchen. Die Gesellschaft verändert sich rapide und das Theater muß sich mitverändern. Dieses Format kann noch 20 Jahre so weiter funktionieren, aber das wäre eigentlich doch ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, oder nicht Dries? Und es könnte auch bedeuten, dass dieses Format, die engen Perspektiven, die es braucht um zu funktionieren reproduziert und somit weitererhält, sozusagen als perpetuum Mobile der Klassengesellschaft.

Ich würde also behaupten, dass dieses Format von Niemandsland – um funktionieren zu können –  im Grunde die Gesinnung schaffen und erhalten muß, die uns daran hindert, uns als Gesellschaft weiterzuentwickeln.

In 7 Jahren Niemandsland wäre eigentlich eine prozessuale Entwicklung zu erhoffen gewesen, aber die hat wohl nicht stattgefunden. Im Gegenteil – die Spirale dreht sich nach innen. Die Mehrheitsgesellschaft wird introvertierter und sieht mit Neid und Ungläubigkeit den Vertretern der kulturellen Vielfalt angstvoll zu wie sie selbstbewusster und selbstbewusster werden. Armselig verstecken sich die Vertreter der Hochkultur hinter ihren Schießscharten und leben die letzten Gelegenheiten aus, ihre kulturelle Übermacht zu zelebrieren.

Dries sagt, er mache dieses Stück, weil es immer noch funktioniere. Frägt sich nur, für wen es funktioniert?

Dumm gelaufen für all diejenigen Menschen von Farbe, die noch nicht gemerkt haben, dass für sie eigentlich jetzt die Zeit gekommen ist, von der Laiendarsteller- und Statistenrolle in die Rolle der AkteuerInnen zu wechseln und ihre eigenen Inhalte zu inszenieren.

Schade Laye Mansa, schade Nasrin, schade Sanaz, schade Ahmet, schade Ally, schade schade schade…ihr habt euch sehr leicht entmündigen lassen von eitlen überheblichen Menschen, denen eure Geschichten leider egal sind, weil ihre Gedanken nur um ihre eigenen kulturhegemonialen Sorgen kreisen.

Schmachtfetzen #2 – Orhan Gencebay: „Kaderimin Oyunu“ oder „das Schauspiel meines unheilvollen Schicksals“

Ein wunderschöner Schmachtfetzen vom Großmeister Orhan Gencebay wurde in den 70’ern von der türkischen Pop-Ikone Ajda Pekkan im damals populären Stil mit fetten Bässen und funky Drums reinterpretiert. Die tieftraurigen Texte sind ein Charakteristikum dieser Musikrichtung: Arabesk bedeutet, das alltägliche Leid zu genießen, ohne dabei die Würde zu verlieren. Dies gehört zu einem Lifestyle, der hierzulande oft mit Migranisation und romantischer Fremdheimatidylle in Verbindung gebracht wird. Ich will euch nun zeigen, dass das eigentlich genauso ein Lifestyle-Pänomen ist, wie damals das Aufkommen der ersten amerikanischen Fastfoodketten. Man kann sich ganz leicht daran gewöhnen und irgendwann ist es dann ein Teil unserer aller Heimat!
Man muß sich nur mal bewußt darauf einlassen. Besonders in nicht migrasionisierten deutschen Köpfen könnte das zu Wunschentwicklungen führen können: zum Beispiel kann diese Musik als ein sehr passendes Vehikel dienen, um der unverbindlichen Distanz des Hipster Lifestyles endlich einen verbindlichen, emotionalen Gegenentwurf entgegenzubringen: Die wohltuende Kraft des würdevollen Herzschmerzes und die Kunst des stilvollen, „langsamen“ Schnappssuffes. Letzterer wird den harten Moslems unter euch gar nicht schmecken, aber um so besser! Harter Arabesk, statt harter Islam!
Bitte orientiert euch an dieser meiner simplen Anleitung (Arabesk für 2 Personen): Einfach eine 0,7’er-Flasche Raki (für Anfänger reicht erstmal eine 0,35er oder 0,5er), ansonsten Pastis, Ouzo, Zipouro oder sowas holen, guten halbfettigen Schafskäse, Honigmelone,  gerne sonstige kleine Vorspeisen je nach Vorliebe dazu (aber kein Zaziki – dann holt euch lieber irgendeinen Biobrotaufstrisch, oder ihr macht euch halt den Zaziki selber, dann wärs zum Beispiel wieder ok). Anisschnaps, also Raki, Ouzo, Arak, oder Pastis etc., am besten leicht mit Leitungswasser verdünnen. Zipouro trinkt man hingegen pur. Aber bei all diesen hüschen Schnäpsen auch immer noch Leitungswasser pur im Extraglas noch dazutrinken! Vor allem aber: langsam trinken und essen! Gerne auch emotional werden, Anekdoten erzählen, heulen, lachen und immer wieder den oder die Gelagepartner/innen innigst umarmen.
Am besten kommt das ganze natürlich unter freiem Himmel auf der Parkbank oder so. Wichtig ist: Ihr solltet alles schön herrichten! Ein kleines hübsches Tüchlein mit Blümchenmuster oder meinetwegen bayerischem Rautenmuster drunterlegen. Die Vorspeisen auf kleine Tellerchen verteilen. Wer sich mal ordentlich verwöhnen will, der holt sich schnell noch einen Steckerlfisch am Flaucher. Für die Herren gilt: geht nicht mit Boxershorts und Flipflops oder so, sondern mit Hemd, leicht hochgekrempelter Stoffhose und Flipflops. Bei den Damen auch eher altbackene Kleider, aber nicht so sehr auf Taille, bitte. Wir machen ja keinen Lindyhop. Dann Smartphone rausholen und einfach folgende Süper Stereo Youtube-Playliste öffnen, die ich extra für euch angelegt habe…

…und lernen, das Leid und die Sehnsucht zu genießen! Mit großherzigen Gesten der Arme und Hände laut mitsingen! Egal, wenn ihr die Texte nicht könnt, einfach mitsummen, das geht immer. Denkt an eure verflossene Liebe, an die alten Zeiten in der Antifa, den Straßenkampf, oder an all die sinnlosen Stunden, die ihr im Büro vor dem Computerbildschirm verbringt, oder vor Glotze oder an sonstwas süßlich schmerzendes.

Und hier noch speziell der besagte Song von Meister Orhan – wie gesagt, gesungen von Ajda Pekkan (Ich habe euch eigenhändig den Songtext übersetzt):

Ne sevenim var ne soranım var
Weder liebt mich wer, noch frägt jemand nach mir

Öyle yalnızım ki
Ich bin so alleine

Çilesiz günüm yok dert ararsan çok
Kein Tag vergeht ohne Leid, Sorgen habe ich genug

Öyle dertliyim ki,
Ich bin so voller Trauer

Bana kaderimin bir oyunumu bu?
Ist dies ein Schauspiel meines unheilvollen Schicksals?

Aldı sevdiğimi verdi zulumu
Nahm mir die Liebe und gab mir die Qual

Dünyaya doymadan geçip gideceğim
Ungesättigt des Lebens werde ich von hier gehen

Yoksa yaşamanın kanunumu bu?
Oder ist das das Gesetz des Lebens?

Bıktım artık yaşamaktan
Ich bin das Leben leid

Çekmekle bitermi bu hayat yolu
Solch ein leidvolles Leben ist doch nicht zu ertragen

Bu yalnızlık bu dertler…
Diese Einsamkeit, dieser Kummer

Bekleyeceğim… bekleyeceğim…
Ich werde warten, ich werde warten

Geri dönmese bile
Auch wenn sie/er nicht zurückkehren mag

Alıştım kaderin zulmüne artık
Denn ich bin die Härte des Schicksals schon gewohnt

Bana gülmese bile
Und daran, dass es mich nie anlacht

Geri dönmez artık giden sevgililer
Die vergangene Liebe kehrt nie mehr zurück

Her ümit ufkunda ağlıyor gözler
Hinter jedem Horizont der Hoffnung weinende Augen

Bitmeyen çilenin derdin sarhoşuyum
Ich bin trunken von nimmer endender Trauer und voll Leid

Kahredip geçiyor en güzel günler
Die schönsten Tage zerstören mich und vergehen

Bıktım artık yaşamaktan
Ich bin des Lebens leid

Çekmekle bitermi bu hayat yolu
Solch ein leidvolles Leben ist doch nicht zu ertragen

Bu yalnızlık bu dertler…
Diese Einsamkeit, dieser Kummer

Die obligatorisch abgewandte Kopftuchfrau und ihr Anhang (Leseprobe)

Die obligatorisch abgewandte Kopftuchfrau hat kein Gesicht, denn sie wird bevorzugt von hinten fotografiert.

Ich weiss nicht, ob man sich nie traut, sie von vorne zu fotografieren, oder ob die Frau sich nicht von vorne fotografieren lassen will, oder ob man sie schon präventiv von hinten fotografiert, weil ja allgemein bekannt ist, dass Muslima im generellen leicht aggressiv reagieren können, wenn sie von vorne fotografiert werden.

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Die obligatorisch abgewandte Kopftuchfrau taucht sehr oft in Presseartikeln auf, wenn es darum geht gesellschaftlich-soziale Probleme und migrationsspezifische Thematiken zu visualisieren.

Die obligatorisch abgewandte Kopftuchfrau ist das personifizierte Problem! Das größte Problem an ihr ist, dass sie kein Gesicht hat. Sie ist ja abgewandt und deswegen per se unkommunikativ. Man kann nicht mit ihr reden. Wie auch? Sie kann ja unsere Sprache nicht. Sie macht wütend, sie macht Angst, sie ist Gänsehaut pur. Deswegen zieht sie so gut in den Medien!

Schlimmer noch ist ihr komplimentärer Konterpart: Der obligatorisch kriminelle und aggressive Heteromigrant. Dieser ist jedoch – im Gegensatz zu seinem weiblichen Pendant – gar nicht abgewandt. Er redet viel, hat zu allem etwas beizutragen und ist laut, obwohl er unsere Sprache auch nicht so viel besser beherrscht als sie. Er monologisiert ständig in einer unerträglich vulgär-ordinären Fäkalsprache und fuchtelt bedrohlich mit den Händen. Wenn er nicht im Knast sitzt, nimmt er Drogen, produziert monotone Musik und gewaltverherrlichende Videos, in denen er unsere Gesellschaft verunglimpflicht und auf unverhohlen hämische Art angreift. Er ist plump, hemmungslos, dunkel, dumm, aber trotzdem faszinierend und dadurch – ehrlich gesagt fast noch publikumswirksamer, auch amüsanter, weil er so ist, wie er ist. Nicht umsonst widmen ihm öffentlich-rechtliche, sowie private Radio- und TV-Sender regelmässig viel Aufmerksamkeit und zwar zur besten Sendezeit und innerhalb der angesehendsten Reportageformate.

Dort findet der obligatorisch kriminelle und aggressive Heteromigrant eine recht komfortable, sowie äusserst skurrile Bühne und ein dankbares Publikum. Schliesslich leistet er ja seinen Beitrag dazu, uns seine „migrantische Kultur“ zu vermitteln, die – und das geben die obligatorisch kriminellen und aggressiven Heteromigranten ja auch selber immer gerne zu – für unsereins, also für die „normalen“ Menschen sehr schwer zu begreifen ist. Der obligatorisch kriminelle und aggressive Heteromigrant steht zu seiner kulturellen Wirklichkeit, die eben auch obligatorisch kulturfremd, minderwertig, schwer verständlich und gefährlich ist. Er und sein Weibchen – die obligatorisch abgewandte Kopftuchfrau – sind der lebendige Beweis dafür, in welcher reellen Gefahr sich unsere Gesellschaft befindet. Wir sind bedroht! Wir können froh sein, dass diese Wesen von Natur aus so unbedarft und einfältig sind. Das müssen wir nutzen, um ihre Verhaltensmuster zu erforschen und ihre ausbordenden Energien in die richtigen Kanäle lenken zu können, wo sie uns nicht mehr schädlich, sondern eher dienlich sind.

Also ich sehe zum Beispiel schon ein Problem darin, dass diese Wesen sich in den Medien so frei profilieren und entfalten können. Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, je mehr man ihnen eine öffentliche Plattform bietet, desto mehr vermehren sie sich! Ist ja auch klar: sie merken, dass sie mit der Tour gut ankommen und sogar ordentlich Geld verdienen können. Deswegen gerieren sich so viele jetzt obligatorisch kriminell und aggressiv. Oder sagen wir das mal so: „sie leben ihre natürlich angeborene obligatorische Kriminalität und Aggressivität nun erst recht ungehemmt aus“. Und wer ist schuld daran? Die deutschen Medien!!!!

Wir „normalen“ Deutschen/Europäer etc. – wir müssen uns verdammt vorsehen, dass wir denen nicht Überhand gewähren, sonst sind wir verloren. Die zeugen Kinder wie wild und die jüngeren von denen sind noch viel schlimmer. Das kann schlimme Züge annehmen. Soviel migrantische Aggressivität und Abgewandtheit verträgt unsere Gesellschaft nicht. Das sind wir nicht gewöhnt. Damit können wir nicht umgehen. Die sind doch in ihrem Grundwesen ganz anders als wir! Wenn wir unseren Lebensraum noch erhalten wollen, dann müssen wir denen ganz bald und vehement Einhalt gebieten.

Gott sei dank gibt es noch die wenigen Ausnahmen, die sich zu benehmen wissen. Die, die auch studiert haben, und/oder einen anständigen Beruf ausüben und fleissig sind. Die kommen ja auch aus ganz anderen Verhältnissen. Das sind ja gar keine Migranten eigentlich, weil die sind fast so wie wir. Größtenteils kommen sie aus den großen Städten wie Istanbul und so. Die Migranten von dort sind ganz anders – nicht so problematisch, wie die vom Land.

Der Ercan zum Beispiel – mein Nachbar – der ist ja ein ganz netter. Also der Ercan, der benimmt sich richtig und arbeitet bei Siemens als Ingenieur, aber der kommt ja aus ganz anderen Verhältnissen, der Ercan….glaub ich zumindest, weil sonst kann das ja gar nicht sein. Der ist ja richtig belesen und höflich, der Ercan…haha…der spricht ja schon fast ein besseres Deutsch als ich….hahahaaa.

Aber an der Hauptproblematik kann auch der liebe Ercan nichts ändern. Er ist und bleibt eben eine Ausnahme und die bestätigen nun mal die Regel.

Triptonious Coltrane, 2014

Anmerkung des Autoren:

Dies ist eine Leseprobe aus dem Buch, das ich gerade Schreibe. Es wird heissen: „Armut, Arbeitslosigkeit, Migranten – Deutschland versumpft!“. Es wird hoffentlich bald im Randomhouse Verlag erscheinen. Muss mich nur noch einigen mit den Halsabschneidern.

In diesem Buch will ich Dinge ansprechen, die sich viele deutsche Mitbürger in diesem Land denken, aber nicht trauen auszusprechen, weil sie dann gleich als Nazis denunziert werden. Diese Form der Literatur ist gerade richtig am kommen in Deutschland. Vor allem ziehen Autoren mit Migrationshintergrund gewaltig, wenn sie solche Sachen schreiben. Denn damit legitimieren sie die allgemeine biodeutsche Denke und nehmen ihr den Verdacht des faschistischen Gedankenguts. Es gibt auch schon eine Bezeichnung für diese Strömung: „Die neue postmigrantische Einsicht“.

Das ist „die“ Marktlücke! Auf den Zug setz‘ ich mich jetzt mal ordentlich drauf, denn ich will jetzt auch mal ordentlich Geld verdienen. Hab die Schnauze voll von dem armseligen Kanackendasein. Ich hoffe, ich kann mit diesem Buch – auch dank Ihrer Hilfe – viel Geld verdienen. Damit kauf ich mir dann zumindest ein Ferienhaus in Side bei Antalya und einen BMW Touring.

Aufforderung an die Münchnner Kammerspiele: Ihr müsst besser mit euren DarstellerInnen kommunizieren…

Achtung! Achtung! Was geschieht an den Münchner Kammerspielen? Die DarstellerInnen des Stückes „Niemandsland“ von Dries Verhoeven erkundigen sich beim Götheprotokoll, worum es in dem Stück überhaupt geht! Das Götheprotokoll fungiert nunmehr als interner Kommunikationsdienstleister für den deutschen Kulturbetrieb. Haben sie auch LaiendarstellerInnen mit Migrationshintergrund und keine richtige Lust ihnen den Inhalt ihres Stückes zu kommunizieren? Wenden Sie sich an das Götheprotokoll. Wir regeln das für Sie! Mehr dazu hier:

Also ich wundere mich ja wirklich immer noch sehr über dieses besagte Stück von Dries Verhoeven: „Niemandsland“ – Premiere im Juni. Man hört ja so einiges, nicht wahr?

Was sich der Intendant der Kammerspiele gerade für Spässchen leistet mit der Inszenierung von „die Neger“ von Jean Genet, dass geht ja gut durch die Presse. Das konservative, reaktionäre Publikum lacht sich ins Fäusstchen und klatscht Beifall. Aber viele sind verwundert über die sture, ja fast patzige Haltung des Intendanten und Regisseurs im Umgang mit der Kritik, die zum Beispiel von Seiten des Götheprotokolls kommt, von Kulturschaffenden und TheatermacherInnen, die sich mit institutionellem Rassismus im deutschen Kulturbetrieb befassen. Es geht vorwiegend um das hartnäckige Beharren auf dem Blackfacing, das zur Inszenierung eines Stückes angewandt wird, dessen Autor – ob man es nun akzeptieren will oder nicht – bestimmt hat, dass es nur von People of Colour aufgeführt werden solle.

blackface

Wie ein kleines Kind protestiert nun diese legendäre Theatergestalt gegen die Kritik und sinkt tief im Niveau (hier zu bewundern in einem Radiobeitrag des BR: http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/kolumnen-sendungen/generator/von-weissen-fuer-weisse-100.html). Die Presse jauchzt auf: „den Kammerspielen institutionellen Rassismus vorzuwerfen grenzt an Sarkasmus“.

Aber was willste denn machen? Ihr könnt das leider nicht beurteilen, denn ihr seid die VerteterInnen einer durchgehend „weissen“ Medienlandschaft, deren Blick auf dieses Thema erschütternd oft entweder ungeschulte Naivität oder wohlkalkulierte Ignoranz erkennen lässt. Es passt vom Bild her nicht zusammen für euch, ich weiss, aber achtet man in der europäischen Kulturlandschaft nicht schon viel zu lange auf das blosse Bild, welches sie von Aussen abgibt? Ist das nicht vielleicht sogar der Grund, warum Johann Simons jetzt plötzlich in Erklärungsnot gerät?

Aber um wieder zu dir und deinem Stadtprojekt zurückzukommen, lieber Dries. Letztens habe ich eine deiner Darstellerinnen zufällig im Theater getroffen. Die erzählte mir ganz munter, dass sie bei deinem Stück mitmacht – eine ältere Dame mit Migrationssonnencreme. Ich habe ihr neugierig zugehört und ihr nichts von unserem kleinen Clinch gesagt. Ich will ja die Chemie zwischen dir und deinen DarstellerInnen nicht belasten – das wäre ja unfair.

Ich habe sie lediglich gefragt, wie die Konstellation der DarstellerInnen jetzt so ist und da hat sie mir erzählt, dass du entgegen deines ursprünglichen Aufrufs von damals jetzt auch Christen und Juden gecastet hast und auch die Anmutung nicht mehr so fixiert ist auf den „afrikanischen und muslimischen Kulturkreis“, wie du das damals so schön benannt hattest. Das freut mich sehr zu hören, Dries – du scheinst ja wandelbar zu sein und wirklich fähig, dich von deinen eigenen Vorgaben zu lösen, wenn es sein muss.

Gerade, als ich dann jedoch auf meinen Platz wechseln wollte, da fragte sie mich urplötzlich: „Aber sag mal, Tuncay. Kannst du mir eins verraten: Weisst du worum es  in diesem Stück geht? Wir wurden zwar gecastet, aber über den Inhalt wurden wir nicht so genau aufgeklärt“.

Da musste ich mich doch schon sehr wundern. Dries bitte klär die Menschen doch mal auf über das Inhaltliche des Stückes. Oder ist es dir vielleicht nicht so wichtig, was sie denken? Das sind doch schließlich deine DarstellerInnen und im Grunde sind es doch die Menschen, um die es geht? – und sie sind wohl auf ewig dazu verdammt, sich selbst darzustellen, oder Dries?

Sarrazin in a nutshell

Hello Schnuggelis,

Wie wir sehen, gibt es Menschen, die die Verhinderung eines Auftrittes von Thilo Sarrazin im Berliner Ensemble als eine Einschränkung von Meinungsfreiheit betrachten. Oftmals sind solche Behauptungen recht undifferenziert und unklar geäussert. Die Leute, die das äussern, bringen keine Beispiele dafür an, welche Inhalte, die Sarrazin da anbringt, konkret diskutiert werden sollen. Es geht ihnen nur um die Kontroversität der Persönlichkeit und der Aussagen, denen angeblich ein Platz eingeräumt werden muss.
Dass dieser Mensch in seinen Aussagen ganze Gesellschaftsgruppen beleidigt und sich im Grunde nicht unbedingt niveauvoller äussert als Bushido, ist diesen Menschen anscheinend egal.

Auf meine Kritik, werde ich oft gefragt, ob ich denn überhaupt sein Buch gelesen habe? Also „muss“ man quasi dieses Buch lesen, um sich an der Diskussion zu beteiligen. Aber ist die Frage denn nicht die, ob sich hier überhaupt eine Diskussion lohnt, wenn dieser Mensch ganze Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunft – ja manchmal sogar aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit – für gesellschaftsunfähig hält?

Habe ich dann nicht das Recht zu sagen: Ich halte deine Literatur und deine vorurteilsbehafteteten und noch dazu von einem sozialen Fatalismus durchdrungenen Äusserungen für lesens- und diskussionsunwürdig? Vor allem, wenn du in deinen Pamphleten meine Vater-/Mutter- und meine  Generation eigentlich aufs heftigste beschimpfst?

Müssen wir uns dieser Diskussion über die Relevanz der Äusserungen Sarrazins nun stellen, oder sollten wir ihn eher auf die Niveaulosigḱeit und auf die Indifferenziertheit seiner Äusserungen hinweisen? Zeugt es von Mut, ihn in Begleitung von ihm eh schon wohlgesonnenen – und dadurch wohl eher unkritischen – Journalisten des Magazins Cicero im Berliner Ensemble sein Buch vorstellen zu lassen? Oder zeugt es eher von Mut, seine Thesen zusammen mit Vertretern der Menschengruppen zu Hinterfragen, die er da so umfangreich verunglimpflicht?

Müssen wir uns nicht die Frage stellen, welche Bilder von ganz bestimmten Menchen mit äusserlich „anderen“ Merkmalen wohl seit Jahrzehnten unseres Zusammenlebens in dieser Gesellschaft erzeugt, reproduziert und kritiklos in die Medien, die Kultur- und in die Unterhaltungsproduktionen gesetzt werden?

Müssen wir uns nicht die Frage stellen, wie hilflos die Vertreter der Bildungs-, Kulturinstitutionen, der politischen Institutionen sind im Umgang mit den Herausforderungen der heutigen Zeit?

Geht es nicht um einen differenzierten, niveauvollen Umgang mit unserer Gesellschaft, anstatt einer undifferenzierten und menschenunwürdigen Diffamierung von benachteiligten Gesellschaftsschichten?

Wie müssen wir darauf reagieren?

Ich denke, wir müssen dem Treiben Einhalt gebieten und dürfen Herrn Sarrazin keine Plattform bieten auf ehrenwürdigen Bühnen wie dem Berliner Ensemble. Wir müssen ihm den Boden eng machen, damit er nur noch dort seine Bücher lancieren kann, wo sie hingehören: an den rechten Rand der populistischen pseudoplitischen Literatur. Der Weg in die bürgerliche Mitte für solche gefährlichen Demagogen darf nicht so leicht gemacht werden, sonst wird bald Bushido auch im Berliner Ensemble seine Promodisses über Schwule und Frauen ablassen. Und genau das ist es, was Sarrazin meiner Meinung nach macht: er produziert „Disses zur Promo“ – also Battlerapphrasen, um sich selbst zu promoten. Darum geht es ihm, meiner Meinung nach.

Denn er bietet ja keine Lösungsansätze. Er streut ja nur vermeintliche fatale und unabänderbare schlimme „Tatsachen“ in den Raum und tut damit nur seine Angst kund. Nämlich seine Angst vor einer wirklich heterogenen Gesellschaft. Dass er die mit vielen Deutschen teilt ist eine Tatsache, aber das ist nicht das Problem der Einwanderer und der Menschen, die hier seit Jahren leben, die deutsche Staatsbürgerschaft haben und auch fleissig arbeiten und ihre Steuern zahlen, sondern das ist das Problem einer weltfremden Mehrheitsgesellschaft, deren politische Vertreter nicht in der Lage sind, wirklich Visionär und mutig ins neue Jahrtausend zu starten – nämlich mit der Einsicht, dass Deutschland ohne eine Akzeptanz der heterogenen Gesellschaft nicht mehr überlebensfähig ist. Anstatt möglichst schnell Maßnahmen für effektive Lösungsfindungen zu erörtern und mehr Teilhabe zuzulassen, verlieren sich angesehene PolitikerInnen in rassistischer Polemik, die befeuert wird durch solche fatalistischen und depressiven Schriften, wie die von Herrn Sarrazin.

Was daraus folgt ist eine vergiftete Stimmung im Lande und Gewaltausbrüche allenthalben. Nun äussern Sarrazinbefürworter tatsächlich die These: „Ja, der gute Mann hat doch nicht zum gewaltsamen Übergriff aufgefordert?“

Da frage ich: Muss er das denn überhaupt noch dezidiert machen? Was passiert denn mit angsterfüllten Menschen, wenn ihnen auf undifferenzierte Art und Weise der fatale Niedergang der Nation geweissagt wird und die ganze Schuld auf eine vermeintlich „fremde“ gesellschaftsschicht geschoben wird? Ist das nicht feige, die ganze Schuld für gesellschaftliche Spannungen so pauschal auf Menschen mit östlicher Herkunft zu schieben? Dazu nochmal die gesamte untere Klasse der Gesellschaft zu beschuldigen? Hartz IV-Empfänger etc.? Was ist das, wenn nicht faschistoid?

Noch wichtiger die Frage: „Ist das nicht schon einmal der Fall gewesen in diesem Land, mit äusserst fatalen Folgen? – auch damals gingen die Deutschen voll ab auf stumpfsinnige pseudowissenschaftliche und polemische Literatur. Hitlers Mein Kampf war da ja nur eines von vielen Beispielen. Müssen wir das jetzt wirklich nochmal durchexerzieren?“

Daraus kann kein gesellschaftlicher Diskurs werden. Es fehlt schlicht und einfach an Substanz.

Neben den Befürwortern gibt es ja noch die gemässigten Demokraten, denen es vermeintlich nur darum geht, die Diskussionskultur im Lande aufrechtzuerhalten.

Wisst ihr wieviele relevante Themen aus der öffentlichen Diskussion verbannt werden, nur damit solch polemische Auswüchse Platz finden in den Medien? Hat das irgendwas mit demokratischer Diskussionskultur zu tun? Wenn man diese Menschen nach diskussionswürdigen Aussagen Sarrazins fragt, wissen sie nichts zu antworten.

Dem will ich hier nochmal auf den Grund gehen. Hier habt ihr einige leckere Zitate dieses Idioten. Jetzt nennt mir mal ein einziges, dass ihr für diskussionswürdig erachtet.

Es wird einem schlecht beim lesen, aber es ist anscheinend notwendig diese Zitate bestimmten Menschen wieder und wieder zu vergegenwärtigen, denn sie sind sich anscheinend ihrer inhaltlichen Leere immer noch nicht ganz bewusst. Also viel spass damit:

* Die Deut­schrus­sen haben noch eine alt­deut­sche Ar­beits­auf­fas­sung.

* Wenn man sich das an­schaut, ist das kleins­te Pro­blem von Hartz-IV-Emp­fän­gern das Un­ter­ge­wicht.

* Wenn die En­er­gie­kos­ten so hoch sind wie die Mie­ten, wer­den sich die Men­schen über­le­gen, ob sie mit einem di­cken Pull­over nicht auch bei 15 oder 16 Grad Zim­mer­tem­pe­ra­tur ver­nünf­tig leben kön­nen.

* Bei uns waren es zu Hause immer 16 Grad. Am Mor­gen hat mein Vater die Koks­hei­zung be­feu­ert und sie erst am Abend, wenn er von der Ar­beit zu­rück­kam, wie­der an­ge­macht. Das hielt dann immer ge­ra­de für 16 Grad. Ich habe es über­lebt.

* Hartz-IV-Emp­fän­ger sind ers­tens mehr zu Hause, zwei­tens haben sie es gerne warm, und drit­tens re­gu­lie­ren viele die Tem­pe­ra­tur mit dem Fens­ter

* In­te­gra­ti­on ist eine Leis­tung des­sen, der sich in­te­griert. Je­man­den, der nichts tut, muss ich auch nicht an­er­ken­nen. Ich muss nie­man­den an­er­ken­nen, der vom Staat lebt, die­sen Staat ab­lehnt, für die Aus­bil­dung sei­ner Kin­der nicht ver­nünf­tig sorgt und stän­dig neue klei­ne Kopf­tuch­mäd­chen pro­du­ziert. Das gilt für 70 Pro­zent der tür­ki­schen und 90 Pro­zent der ara­bi­schen Be­völ­ke­rung in Ber­lin.

* Die Tür­ken er­obern Deutsch­land ge­nau­so, wie die Ko­so­va­ren das Ko­so­vo er­obert haben: durch eine hö­he­re Ge­bur­ten­ra­te.

* Eine große Zahl an Ara­bern und Tür­ken in die­ser Stadt hat keine pro­duk­ti­ve Funk­ti­on, außer für den Obst- und Ge­mü­se­han­del, und es wird sich ver­mut­lich auch keine Per­spek­ti­ve ent­wi­ckeln. Das gilt auch für einen Teil der deut­schen Un­ter­schicht.

* Tür­ki­sche Wär­me­stu­ben kön­nen die Stadt nicht vor­an­brin­gen. Große Teile der tür­kisch- und ara­bisch­stäm­mi­gen Be­völ­ke­rung in Ber­lin sind weder in­te­gra­ti­ons­wil­lig noch in­te­gra­ti­ons­fä­hig.

* Meine Vor­stel­lung wäre: ge­ne­rell kein Zuzug mehr außer für Hoch­qua­li­fi­zier­te und per­spek­ti­visch keine Trans­fer­leis­tun­gen mehr für Ein­wan­de­rer.

* Wir haben in Ber­lin vier­zig Pro­zent Un­ter­schicht­ge­bur­ten, und die fül­len die Schu­len und die Klas­sen, dar­un­ter viele Kin­der von Al­lein­er­zie­hen­den. Wir müs­sen in der Fa­mi­li­en­po­li­tik völ­lig um­stel­len: weg von Geld­leis­tun­gen, vor allem bei der Un­ter­schicht.

* Kalt du­schen ist viel ge­sün­der. Ein Warm­du­scher ist noch nie weit ge­kom­men im Leben.

* Die ein­zig sinn­vol­le Hand­lungs­per­spek­ti­ve kann nur sein, wei­te­re Zu­wan­de­rung aus dem Nahen und Mitt­le­ren Osten sowie aus Afri­ka ge­ne­rell zu un­ter­bin­den. Dies er­for­dert frei­lich auch, dem hohen und in Zu­kunft wohl noch wach­sen­den Ein­wan­de­rungs­druck mit En­er­gie ent­ge­gen­zu­tre­ten.

* Ich möch­te nicht, dass das Land mei­ner Enkel und Ur­en­kel zu gro­ßen Tei­len mus­li­misch ist, dass dort über weite Stre­cken Tür­kisch und Ara­bisch ge­spro­chen wird, die Frau­en ein Kopf­tuch tra­gen und der Ta­ges­rhyth­mus vom Ruf der Mu­ez­zi­ne be­stimmt wird. Wenn ich das er­le­ben will, kann ich eine Ur­laubs­rei­se ins Mor­gen­land bu­chen

* Alle Juden tei­len ein be­stimm­tes Gen, Bas­ken haben be­stimm­te Gene, die sie von an­de­ren un­ter­schei­den

* Weil immer pau­scha­lie­rend und ir­re­füh­rend von „den“ Mi­gran­ten die Rede ist, habe ich die Mi­gran­ten nach Grup­pen auf­ge­teilt und das ver­füg­ba­ren sta­tis­ti­sche Ma­te­ri­al auf­be­rei­tet.

* Die kul­tu­rel­le Fremd­heit mus­li­mi­scher Mi­gran­ten könn­te re­la­ti­viert wer­den, wenn diese Mi­gran­ten ein be­son­de­res qua­li­fi­ka­to­ri­sches oder in­tel­lek­tu­el­les Po­ten­ti­al ver­hie­ßen. Das ist aber nicht er­kenn­bar. An­zei­chen gibt es eher für das Ge­gen­teil, und es ist kei­nes­wegs aus­ge­macht, dass dies aus­schließ­lich an der durch­weg bil­dungs­fer­nen Her­kunft liegt. So spie­len bei Mi­gran­ten aus dem Nahen Osten auch ge­ne­ti­sche Be­las­tun­gen – be­dingt durch die dort üb­li­che Hei­rat zwi­schen Ver­wand­ten – eine er­heb­li­che Rolle und sor­gen für einen über­durch­schnitt­lich hohen An­teil an ver­schie­de­nen Erb­krank­hei­ten.

* Wirt­schaft­lich brau­chen wir die mus­li­mi­sche Mi­gra­ti­on in Eu­ro­pa nicht.

* Die Zu­wan­de­rer aus dem ehe­ma­li­gen Ju­go­sla­wi­en, der Tür­kei und den ara­bi­schen Län­dern bil­den den Kern des In­te­gra­ti­ons­pro­blems.

* Es ist näm­lich zu be­fürch­ten, dass sie zur über­durch­schnitt­li­chen Ver­meh­rung jener bil­dungs­fer­nen und von Trans­fers ab­hän­gi­gen Un­ter­schicht bei­tra­gen, wel­che die Ent­wick­lungs­aus­sich­ten Deutsch­lands ver­düs­tert.

*  Wäh­rend die Tüch­ti­gen auf­stei­gen und die Un­ter­schicht oder un­te­re Mit­tel­schicht ver­las­sen, wur­den und wer­den in einer ar­beits­ori­en­tier­ten Leis­tungs­ge­sell­schaft nach »unten« vor allem jene ab­ge­ge­ben, die we­ni­ger tüch­tig, we­ni­ger ro­bust oder ganz schlicht ein biss­chen düm­mer und fau­ler sind.

* »Arm« sind Emp­fän­ger von Grund­si­che­rung in Deutsch­land nur, wenn man Armut als po­li­ti­schen Be­griff auf­fasst, der sich in­halt­lich von sei­ner ur­sprüng­li­chen und his­to­risch über­kom­me­nen Be­deu­tung ge­löst hat.

* Denn ganz gleich, wie die In­tel­li­genz zu­stan­de kommt: Bei hö­he­rer re­la­ti­ver Frucht­bar­keit der we­ni­ger In­tel­li­gen­ten sinkt die durch­schnitt­li­che In­tel­li­genz der Grund­ge­samt­heit.“

* In der deut­schen Ar­muts­dis­kus­si­on wird immer wie­der un­ter­stellt, das ma­te­ri­el­le Ni­veau der Ab­si­che­rung sei zu ge­ring und ver­ur­sa­che Er­schei­nun­gen der so­zia­len Ex­klu­si­on, weil den Er­wach­se­nen das Geld für Re­stau­rant­be­su­che fehle, den Kin­dern Geld für die Klas­sen­fahrt und so wei­ter. Das Klas­sen­fahrt­pro­blem ist mitt­ler­wei­le an allen Schu­len Deutsch­lands ge­löst, und für ein ge­le­gent­li­ches Bier auf einem Stra­ßen­fest reicht das Ar­beits­lo­sen­geld II al­le­mal.

* Kür­zer ge­sagt: Nicht die ma­te­ri­el­le, son­dern die geis­ti­ge und mo­ra­li­sche Armut ist das Pro­blem.

* Nicht Kin­der pro­du­zie­ren Armut, son­dern Trans­fer­emp­fän­ger pro­du­zie­ren Kin­der.

* Die in­ner­staat­li­chen Leis­tungs­un­ter­schie­de sind aber of­fen­bar weit­ge­hend auf an­ge­bo­re­ne Un­ter­schie­de in der Bil­dungs­fä­hig­keit zu­rück­zu­füh­ren, an­ders ist ihre Sta­bi­li­tät bei völ­lig un­ter­schied­li­chen Schul­sys­te­men nicht zu er­klä­ren.

* Die beste Schu­le macht ein dum­mes Kind nicht klug, und die schlech­tes­te Schu­le macht ein Kind nicht dumm.

* Die El­tern wer­den für jede un­ent­schul­dig­te Fehl­zeit mit emp­find­li­chen Geld­bu­ßen be­legt. Diese wer­den mit den Trans­fer­zah­lun­gen auch dann ver­rech­net, wenn da­durch das so­zio­öko­no­mi­sche Exis­tenz­mi­ni­mum un­ter­schrit­ten wird.

* Die wirk­lich Tüch­ti­gen las­sen sich of­fen­bar auch durch un­güns­ti­ge Um­stän­de nicht ab­schre­cken – und das ist eine durch­aus trost­rei­che Er­kennt­nis.

* Ich möch­te, dass auch meine Ur­en­kel in 100 Jah­ren noch in Deutsch­land leben kön­nen, wenn sie dies wol­len. Ich möch­te nicht, dass das Land mei­ner Enkel und Ur­en­kel zu gro­ßen Tei­len mus­li­misch ist, dass dort über weite Stre­cken tür­kisch und ara­bisch ge­spro­chen wird, die Frau­en ein Kopf­tuch tra­gen und der Ta­ges­rhyth­mus vom Ruf der Mu­ez­zi­ne be­stimmt wer­den. Wenn ich das er­le­ben will, kann ich eine Ur­laubs­rei­se ins Mor­gen­land bu­chen.

* Auf­grund der üp­pi­gen Zah­lun­gen des deut­schen So­zi­al­staats zie­hen wir eine ne­ga­ti­ve Aus­le­se von Zu­wan­de­rern an. Das Trans­fer­sys­tem setzt auf deren Frucht­bar­keit hohe Prä­mi­en aus und zieht so die mi­gran­ti­sche Un­ter­schicht von mor­gen heran.

* Bei un­ent­schul­dig­tem Feh­len wird die Grund­si­che­rung für des Kind auf den an­tei­li­gen Re­gel­satz für Le­bens­mit­tel ab­ge­senkt, ab­züg­lich des Ge­gen­werts der Mahl­zei­ten im Kin­der­gar­ten.

* Wenn wir den Zuzug nicht steu­ern, las­sen wir letzt­lich eine Ver­än­de­rung unser Kul­tur, un­se­rer Zi­vi­li­sa­ti­on und un­se­res Volk­s­cha­rak­ters in eine Rich­tung zu, die wir gar nicht wün­schen. Es würde nur we­ni­ge Ge­ne­ra­tio­nen dau­ern, bis wir zur Min­der­heit im ei­ge­nen Land ge­wor­den sind. Das ist nicht nur ein Pro­blem Deutsch­lands, son­dern aller Völ­ker Eu­ro­pas.

* Dass die au­to­chtho­nen Deut­schen in­ner­halb kur­zer Zeit zur Min­der­heit in einem mehr­heit­lich mus­li­mi­schen mus­li­mi­schen Land mit einer ge­misch­ten, vor­wie­gend tür­ki­schen, ara­bi­schen und afri­ka­ni­schen Be­völ­ke­rung wer­den, wäre die lo­gi­sche und zwin­gen­de Kon­se­quenz aus dem Um­stand, dass wir als Volk und Ge­sell­schaft zu träge und zu in­do­lent sind, selbst für ein be­stan­der­hal­ten­des, un­se­rer Zu­kunft si­chern­des Ge­bur­ten­ni­veau Sorge zu tra­gen, und diese Auf­ga­be quasi an Mi­gran­ten de­le­gie­ren.

* Der aus­schließ­li­che Be­ur­tei­lungs­maß­stab ist dabei die Wirk­sam­keit der Maß­nah­men und die ihnen zu­grun­de lie­gen­de prag­ma­ti­sche Ver­nunft. Sie wer­den nicht da­nach be­wer­tet, ob sie deut­schen ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­sät­zen ge­nü­gen.

* Un­ab­hän­gig vom Thema Zu­wan­de­rung haben wir das Pro­blem, dass die ge­bil­de­ten Schich­ten in Deutsch­land un­ter­durch­schnitt­lich wenig Kin­der be­kom­men.

* In der deut­schen Po­li­tik vo­tie­ren Ver­tre­ter der SPD, der Grü­nen und der Links­par­tei mehr­heit­lich für Eu­ro­bonds. Sie of­fen­ba­ren damit nicht nur ein tie­fes Un­ver­ständ­nis für die psy­cho­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen und ob­jek­ti­ven Rah­men­be­din­gun­gen einer so­li­den staat­li­chen Fi­nanz­wirt­schaft sowie für die Quel­len des deut­schen Wohl­stands. Sie sind au­ßer­dem ge­trie­ben von jenem sehr deut­schen Re­flex, wo­nach die Buße für Ho­lo­caust und Welt­krieg erst end­gül­tig getan ist, wenn wir alle un­se­re Be­lan­ge, auch unser Geld, in eu­ro­päi­sche Hände ge­legt haben.

* Die in Deutsch­land seit sechs Jahr­zehn­ten be­son­ders aus­ge­präg­te Be­geis­te­rung für Eu­ro­pa ist nicht zu er­klä­ren ohne die mo­ra­li­sche Last der Na­zi­zeit. Al­ler­dings ist die­ser Im­puls, 67 Jahre nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs, kein son­der­lich guter guter Kompaß für Fra­gen der ge­mein­sa­men Wäh­rung und des Zu­sam­men­le­bens in Eu­ro­pa.

 

Streitpapier zur Argumentation für ein selbstverwaltetes Kreativquartier

Worum geht es?
Es geht um die Formulierung eines stadtübergreifenden Bürgerwillens bezüglich der aktiven Beteiligung an einer visionären und wirklich kreativen Entwicklung des Kreativquartiers an der Dachauerstrasse.

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Warum ist das wichtig?
Weil es hier um ein „Kreativquartier“ geht, das wohl eine der letzten Möglichkeiten darstellt auf einem größeren Areal im innerstädtischen Bereich Nutzungen im Sinne der freien Kultur-, Kreativ-, und Kunstszene zu ermöglichen. Die bisherigen Maßahmen der Stadtverwaltung lassen leider nicht darauf schließen, dass die Ansprüche der kreativen künstlerischen Szenen in dem Maße bei der Organisation und Erschließung des Areals berückstichtigt werden.

Die KünsterInnen und Kreativen dieser Stadt merken zunehmends, dass sie – im Gegensatz zu den öffentlichwirksamen Beteuerungen der Stadt – nicht genug Mitspracherecht in diesen Prozessen haben und dass es ohne eine selbstbewusste Formulierung eines stadtübergreifenden Bürgerwillens und eines Bürgeranspruchs in diesem Thema keine wirklich bedeutenden Fortschritte mehr getätigt werden können. In Anbetracht der Tatsache, dass Lösungsfindungen im Zusammenspiel der öffentlichen Institutionen/Gremien in München mit lokalen AkteurInnen in kreativen Arealen zu schlechten Ergebnissen geführt haben, sind wir – ein loses Aktionsbündnis von Kreativen, KünstlerInnen und Kulturschaffenden – zu dem Entschluß gekommen, dass es dringend einen breiten Diskurs zu diesem Thema benötigt und auch die interessierte Bürgerschaft aus der ganzen Stadt ihren Anspruch auf dieses Areal formulieren und ganz bewußt Initiative ergreifen muß.

Was verleitet uns zu dieser Annahme?
In erster Linie zeigen dies unsere tagtäglichen Erfahrungen. In diesem Sinne muß klar festgelegt werden, dass in der allgemeinen Debatte um kreative Freiräume der Diskurs sich im Segment der sogenannten „Subkulturen“ oder „alternativen Szenen“ die Wirtschaftlichkeit stark im Fordergrund steht, wohingegen in der sogenannten „Hochkultur“ grosse Subventionen möglich sind und die etablierten Kulturinstitutionen sich nicht durch die wirtschaftliche Machbarkeit ihrer kulturelle oder künstlerischen Programme legitimieren müssen, sondern sich vollkommen auf die Qualität der dargebotenen Produktionen konzentrieren können.

Im Gegensatz dazu ist in den freien Kultursegmenten stehts der wirtschaftliche Druck spürbar. Auch werden immer mehr Genrenamen mit dem „-wirtschaft“ Anhängsel bemüht, wenn es um die erschließung von Räumen und Ressourcen in diesem Bereich geht. Das heisst konkret: aus „Kulturarbeit“ wird „Kulturwirtschaft“, aus „kreative Betätigung“ wird „Kreativwirtschaft“, aus „Musik“ wird „Musikwirtschaft“ etc. Wir wollen damit nicht ausschliessen, dass man mit einer kreativen/künstlerischen Betätigung seinen Unterhalt verdienen kann, muß, oder will, jedoch verwehren wir uns dagegen, dass durch diese allgemeine Konditionierung, eine Athmosphäre in der Gesellschaft entsteht, die Kreative, KünsterInnen, Kulturschaffende a Priori über ihr wirtschaftliches Geschick bewertet.

Das Bedürfnis der kreativen Szene ist es, ihr Potential und ihre Kraft vorwiegend in kreative Visionen zu stecken und sich mit diesem natürlichen Anspruch auch ganz selbstverständlich an der Entwicklung dieser Stadt zu beteiligen.

Diesen Anspruch kann eine kreative Szene nur dann erfüllen, wenn sie sich ihr Mitspracherecht erkämpft hat. Dies lässt sich nicht durch städtische Verwaltungsgremien einfach zuerkennen. Dies wird immer deutlicher klar, nach all den Erfahrungen, die wir Kreativen und KünstlerInnen insbesondere in der Kommunikation mit dem Kommunalreferat gemacht haben, das ja als Liegenschaftsverwalter der Stadt fungiert und in diesem Sinne auch wichtiger Ansprechpartner für uns ist in Bezug auf die Vergabe von städtischen Freiräumen.

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So auch im Kreativquartier:
Im Mai 2012 wurde der Gewinner des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerbs vorgestellt, mit welchem die Stadt München nach einer passenden Lösung für ein Kreativquartier suchte, dass im Areal an der Kreuzung Dachauerstrasse/Schwere-Reiter-Strasse entwickelt werden soll. Der Sieger des Wettbewerbs – das Architekturbüro Teleinternetcafe aus Berlin – gewann tatsächlich überraschend mit dem Entwurf, der die kreativen Strukturen auf dem Areal am meisten begünstigt. Damit hätte man in München tatsächlich am allerwenigsten gerechnet. Die Euphorie war natürlich dementsprechend groß – auch die großherzigen Bekundungen von BezirkausschußvertreterInnen, Referenten, KomunalpolitikerInnen etc. fiel dementsprechend gönnerisch aus. Jetzt konnte man sich ja mal breitbeinig aufstellen und sämtliche Kritik an den stadtplanerischen Versäumnissen und Fehlentscheidungen der Stadt mit der Rückhand vom Tisch fegen und die Forderungen mal umkehren: „So, jetzt haben wir vorgelegt, jetzt müsst ihr mal zeigen, was in euch steckt. Gibt es denn überhaupt ein erschöpfendes kreatives Potential in der Stadt?“, „Wo sind denn die ganzen Kreativen jetzt? Was könnt ihr denn so bieten?“ waren die Fragen, die in der ersten Person ohne Höflichkeitsform auf die interessierten lokalen AkteurInnen einprasselten, die sich bei der öffentlichen Bekanntgabe an der Dachauerstrasse befanden.

Leider muss sich die Stadt in diesem Punkt eine gewisse Überheblichkeit vorwerfen lassen. Und mit Stadt meinen wir in diesem Falle nicht nur die Stadtverwaltung, sondern müssen uns selber, also die Bürgerschaft in die Verantwortung nehmen und fordern: Wir brauchen einen wesentlich selbstbewussteren Umgang mit unserem kreativen Potential, wenn wir zusammen auf diesem Areal ein funktionierendes, organisch gewachsenes Kreativquartier schaffen wollen. Alleine die zweifelnde Frage nach einem qualitativ ausreichenden kreativen Potential zeigt ja schon, wie groß die Unsicherheit ist. Wenn man am kreativen Potential so sehr zweifelt, warum investiert man dann überhaupt so viel Energie, Zeit und Geld in so ein Mammutprojekt?

Um diese Forderung argumentativ stabil zu untermauern, haben wir ganz bestimmte Kritikpunkte und Lösungsansätze erarbeitet, die wir hiermit der Öffentlichkeit unterbreiten wollen.

Fakt Nr. 1: Die schwierige Kommunikation mit dem Kommunalreferat
Als bei der oben genannten Veranstaltung konkrete Anfragen nach dem noch abgeriegelten Teil des Areals kamen, welches im Siegerkonzept von Teleinternetcafe als „Kreativlabor“ ausgewiesen ist, wurde man etwas verhalten auf gewisse Vertreter des Kommunalreferates hingewiesen, die 1. notorisch schwer zu erreichen sind, 2. relativ wenig interesse an einer kreativen Zusammenarbeit haben, 3. recht untransparent auf Fragen bezüglich bestimmter Räume antworten.
Das Kommunalreferat der Landeshauptstadt München ist bei weitem dasjenige, das sich mit der Kummunikation mit kreativen und visionären Menschen am schwersten tut. Warum das so ist, sei dahingestellt. Aber die vielen Beanstandungen, die jährlich über das Revisionsamt der Stadt München an die Öffentlichkeit gelangen, lassen vermuten, dass auch in der internen Struktur dieses Referates einiges im Argen liegt. Unstimmigkeiten in der internen Kommunikation und verkrustete Hierarchien könnten beispielsweise der Grund sein, dass das Referat uns gegenüber den Anschein erweckt, als ob keiner der bisherigen Ansprechpartner sich traut mutig zu agieren. Es ist immer eine gewisse Unsicherheit spürbar und auch das Unbehagen, ja eine fast scheue Haltung, die wohl daraus resultiert, dass keiner eine Aussage treffen will, ohne sich durch die nächsthöhere Instanz abzusichern und da dies fast nie der Fall ist, weil die nächsthöhere Instanz davor Angst hat, sich durch eine unüberlegte Handlung eines Untergebenen in Angesicht seiner Kollegen ins Abseits zu bugsieren, passiert eben „gar nichts“, ausser die Verschleppung von konsequenten Maßnahmen zur Erschließung des Geländes.

Sämtliche Anfragen der KünstlerInnen zur Inbetriebnahme des Geländes werden mit statischen Bedenken, mit Verweisen auf die stadtplanerischen Prozeßabfolgen etc. immer weiter nach hinten geschoben. In der Zwischenzeit konnte man aber beobachten, wie einige mittelständische bis große Betriebe auf dem Areal Einzug hielten und teilweise Räume nutzen konnten, die der künslterischen Nutzung immer verweigert wurden.

Die Kreativszene auf dem Viertel wird zwar zu repräsentativen Diskussionsveranstaltungen eingelanden, jedoch ist die Grundmessage am Ende immer die Gleiche: „Ihr müsst euch den stadtplanerischen Vorgängen der Stadt fügen, ob ihr wollt oder nicht. Wenn das Kommunalreferat Räumlichkeiten als statisch gefährdet kennzeichnet, dann gibt es daran nichts anzuweifeln. Wir werfen den Verantwortlichen im Kommunalreferat jedoch vor, große Hallen und Räume auf dem Areal seit Jahren ganz bewußt leerstehen gelassen zu haben, weil sie an dem Erhalt des Bestandes gar nicht interessiert sind.

Erst kürzlich wurden kleinere und grössere Kulturorganisationen, die wirklich wertvolle künstlerische und kunstpädagogische Arbeit auf dem Areal leisten aus ihren teilweise seit Jahren genutzten Räumen herausgetrieben. Anstatt gewachsene Strukturen zu schätzen und eigenständige Entwicklungen zu fördern, die teilweise sogar in großem Umfang von der Stadt selber gefördert werden, werden genaudieselben Institutionen und Initiativen, die sich für die kreative und künstlerische Zukunft dieser Stadt einsetzen ständig in Unsicherheit gewogen und in ihrer Entfaltung gehindert.

Der Einsatz des Kulturreferates und des Planungsreferates ist in diesem Diskurs nicht zu unterschätzen. Herr Dr. Dr. Küppers und Frau Dr. Merk versuchen seit geraumer Zeit Lösungen zu finden, die das kulturelle Potential auf dem Viertel berücksichtigen, aber wir denken, dass die Stadt – wenn sie wirklich ein Kreativquartier als Resultat erreichen will – wesentlich mehr Mitspracherecht, mehr Bürgerwillen ermöglichen und wesentlich mehr Mut zum Experiment zulassen muß, denn dieses Kreativquartier gehört den BürgerInnen und muß sich auch in ihrem Sinne und mit ihrer Beteiligung entwickeln.

Fakt Nr. 2: Die bisherigen Fehler im Umgang mit der Planung auf dem Areal
a) Viele Räume im sogenannten „Kreativlabor“ werden schon viel zu lange leer gehalten und darunter leidet natürlich die Bausubstanz. Dies wird nun vom Kommunalreferat zum Vorwand genommen, um mit statischen Gutachten den Abriss der Räume durchzusetzen. Organisationen und Initiativen, die für einige dieser Räumlichkeiten bisher immer mit befristeten Verträgen und Duldungen an der kurzen Leine gehalten wurden, verlieren diese nun völlig, obwohl man weiß, wie sehr sie für ihre Arbeit dringend auf sie angewiesen ist. So wird Unsicherheit geschaffen und langfristiges strukturelles Vertrauen unterbunden.

b) Die Öffnung des gesamten Areals dauert zu lange.
Im Grunde hat das Büro Teleinternetcafe schon geäussert, dass eine sofortige Sichtung und Öffnung des Areals dringend notwendig ist, um die Entwicklung des Kreativlabors effektiv voranzutreiben. Auch die Einrichtung eines kollektiven Gremiums, dass in Zusammenarbeit mit der Stadt die Inbetriebnahme des Areals vorantreibt und in die weiteren Planungen integriert ist, wurde schon lange als ein wichtiges Element in den Raum gestellt. Passiert ist bisher nichts. Ein sehr undurchsichtiges Vorgehen des Kommunalreferates lässt bezweifeln, ob diese Insititution überhaupt an einer Entwicklung des Areals im Sinne des Siegerprojektes interessiert ist.

c) Vorhandenes Material, Kapazitäten und Möglichkeiten werden nicht genutzt.
Am sinnvollsten wäre es eine Bestandsaufnahme aller Rohstoffe, Werkstätten, Lagerplätze, Einrichtungsgegenstände – besonders auf dem Gebiet der Strassenbeleuchtung im Norden des Kreativlabors, welches leider nicht zugänglich ist – einmal zu sichten, um zu sehen, ob eine nachhaltige und kreative Weiternutzung möglich wäre. Soweit man ersehen konnte befand sich dort eine Kantine und eine Schlosserei, jede Menge Rohmaterial befand sich vor Ort. Leider wurden viele Geräte und Materialien voreilig versteigert.

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d) Die Reihenfolge der Erschließung des Areals ist eher unglücklich gewählt: Warum der frühe Fokus auf die beiden Hallen?
Die Entwicklung des Geländes hat schon von Anfang an am falschen Ende begonnen. Statt sich auf des Kreativlabor zu fokussieren und hier den Bedarf an kulturellem Freiraum zu decken und mit temporären und mittelfristigen Nutzungen freie Konzepte zu erproben, somit also das Viertel zu öffnen und zu beleben, damit sich die für das Areal so typische kreative Athmosphäre weiter entfalten kann, damit Impulse und neue Denkanstösse entstehen können, hat man sich sofort auf die prestigereichen Hallen (Ton- und Jutierhalle) als Megaprojekt getürzt und zu einem großen Wettbewerb für die Ermittlung eines Betreibermodelles für die Nutzung der beiden Riesenhallen im Südosten des Kreativlabors aufgerufen.

e) Der Hallenwettbewerb hat Zeit, Energie und Ressoucen gefressen und hat im Endeffekt nichts gebracht.
– Fast eine Hundertschaft von Kreativen und Kulturschaffenden, die sich zu Teilnehmerteams zusammenfanden wurden monatelang durch die Beteiligung an dem Wettbewerb für die beiden Hallen gebunden und beschäftigt. Die Euphorie und die Motivation war zwar am Anfang groß, aber im Grunde hat sich sehr bald herausgestellt, dass das Verfahren bald im Sande verlaufen würde, denn:
– Man konnte nur einen Vorschlag für die Nutzung beider Hallen einreichen. Eigentlich unnötig, denn die Erstellung eines Nutzungskonzeptes für eine Halle ist schon schwierig und aufwendig genug (vom späteren Betrieb mal ganz abgesehen), das hat viele TeilnehmerInnen überfordert und hat eigentlich keine Möglichkeit für Synergienutzung zugelassen. Man musste ein Konzept aus einem Guß erstellen, in dem die wirtschaftliche Machbarkeit natürlich sehr im Vordergrund stand. Viele feingliedrige kreative Gedanken sind in den abgegebenen Konzepten untergegangen im weit zu großen Gesamtrahmen der betriebstechnischen Anforderungen für so ein großes Projekt. Kreative und Kulturschaffende haben sich mit betriebswirtschaftlichen Konzepten beschäftigt, anstatt mit dem, was sie am besten können: die Entwicklung von kreativen Visionen für das Gesamtareal (klare Themaverfehlung!).
– Die Projektbetreuung des Wettbewerbs war ebenfalls mit der Situation überfordert und verlor sich in restriktiven Anweisungen, anstatt auf den kreativen Output zu fördern.
– Im Endeffekt gab es kein Gewinnerprojekt, was den Stand sowohl des Kulturreferates auf dem Areal auf lange Frist genauso geschädigt hat, wie den Stand der Kreativszene. Vor allem sind die meisten, die sich an dem Wettbewerb mit großem Aufwand beteiligt haben demotiviert und frustiert aus dem Prozess herausgegangen. Sie wurden für Monate gebunden und somit von der eigentlichen kreativen Planungsarbeit völlig ferngehalten. Zeit wurde verschwendet, ohne ein produktives Resultat zu erzielen. Die Teilnehmer haben zum großteil ehrenamtlich ihre Arbeitszeit investiert und haben nichts dafür bekommen. Das Hauptpreisgelt von 10.000 Euro wurde nicht vergeben. Lediglich der 2. und 3. Platz erhielt eine bescheidene Erstattung ihrer Unkosten und ihres Einsatzes in Form des Preisgeldes von je 5000 Euro.
– Der Hype um die Hallen ist schnell vergangen. Es sind keine nachhaltigen Synergien und Denkansätze aus diesem Prozess entstanden und erstaunlicherweise redet niemand mehr über dieses Desaster. Es gibt auch keine Nachbereitung und keinen offenen Diskurs darüber.
– Das Allerschlimmste: Die Entwicklung des Kreativlabors lag die ganze Zeit über brach. Nichts ist passiert. Lediglich ein Paar Duldungen sind ausgestellt worden, deren Nutzer dann wiederum vom Kommunalreferat erst vor kurzem als illegale Besetzer diffamiert wurden. Nicht gerade die feinste englische Art.

Fakt Nr. 3.: Es mangelt an Selbstvertrauen im Umgang mit dem eigenen kreativen Potential, sowohl in der Szene, als auch in den Referaten.
Auch die KünstlerInnen müssen sich an der eigenen Nase fassen: wer Freiräume braucht, der muss sich auch um sie bemühen. Viele KünstlerInnen und Kreative in München sind zu passiv, können ihre Ansprüche nicht klar formulieren, sind schwach in der Teambildung und lassen sich zu schnell kleinreden, oder reden sich gleich selber klein. Das führt oft zu eingeschränkten Ich-bezogenen Sichtweisen und mangelnder Solidarität. Das muss sich ändern!
Dafür tragen städtische Strukturen auch mit Verantwortung. Denn eine unsichere kulturelle Strukturpolitik begünstigt nicht gerade unbedingt eine selbstbewußte Haltung in der Szene. Diese defizitäre Haltung ist einer der wichtigsten Gründe, warum so viele Kreative schon abgewandert sind.
KünstlerInnen müssen in München ihre Existenz oft durch ihre wirtschafliche Effizienz rechtfertigen. Im sehr stark durch den Immobilien- und Arbeitsmarkt dominierten postmodernen münchner Lebensstil hat man wenig Verständnis für das Bedürfnis nach „funktionsspezifisch noch nicht überprofilierten und nicht einsitig definierten Freiräumen“, das Bedürfnis nach Zeit und Raum zum experimentieren und ausprobieren. Stattdessen wird versucht, das letzte kreative Potential, dass die Stadt noch nicht in Richtung fruchtbarerer Ballungsgebiete wie Berlin und Wien verlassen hat auch noch in das enge Korsett des Wirtschaftsmarktes zu zwängen. Dies ist eine Unzumutbarkeit, gegen sich die Kunst- und Kulturszene Münchens wehren muß, wenn sie ihren Erhalt sichern will. Dazu muß man sich gut organisieren und einen stadtübergreifenden Bürgerwillen formulieren, der in der bisherigen Entwicklung und Planung des Kreativquartiers viel zu wenig Beachtung erhält.

Die Initiative, die hiermit ergriffen wird, beabsichtigt es nicht, die Stadtverwaltung als ganzes anzuprangern, oder gegen sie zu arbeiten. Es wird lediglich eine Solidaritätsplattform ins Leben gerufen, die versucht die Ansprüche eines wenig gehörten Teiles der Bürgerschaft auf selbstbestimmte Weise Gehör zu verschaffen, im Bewusstsein dessen ,dass BürokratInnen und PolitikerInnen nicht in der Lage sind, die Bedürfnisse der KünstlerInnen und Kreativen im vollen Umfang zu vertreten. Das verlangt auch niemand, denn wenn die freie Szene Verantwortung für die kulturelle Landschaft Münchens empfindet, dann müssen wir kreativen Bürger uns einfach einmischen und unser Mitspracherecht holen.

Wir können von der Politik nicht erwarten, dass sie künstlerische und kreative Visionen verwirklicht! Dazu ist sie nicht gemacht!

Leitkultur = Daumen durch Zeige- und Mittelfinger!

Nein ich veröffentliche keine Briefe von beleidigten Theaterregisseuren mehr auf diesem Blog! Ich publiziere meine Texte und meine Fragen:

Was ist der muslimische Kulturkreis? Was ist die migrantische Kulturszene? Ist der Hauptbahnhof mein Viertel? Warum? Warum klingt das besser fürs Radio? Bin ich wirklich dort aufgewachsen? Interessant!

Was ist die Definition des Begriffes Migration? Wer hält sich an diese? Nur die Migranten selber? Miranda? Migräne? Muräne? Magamugumigagogo? Was bin ich ? Mit Robert Lembke? Typische Handbewegung?

Daumen durch Zeige- und Mittelfinger, gleichzeitig mit der Hand eine Faust Formen und am besten noch mit der anderen Hand am Gelenk abstützen (sozusagen leiten) – jetzt besagte Faust mit der speziellen Fingerhaltung auf und abwärts schütteln…!

Wie ist das Publikum der Münchner Kammerspiele beschaffen? Wie der Personalstamm? Wie sieht es im Ensemble aus? Wie hoch ist der prozentuale Anteil der „anderen“? Wer sind die anderen? Wie steht es um das Residenztheater? Wie steht es in dieser Hinsicht um die restlichen hochsubventionierten hochkulturellen Einrichtungen in dieser Republik?

„Was sagen denn die Statistiken verdammt? Schnell nachsehen, aber dalli! Ja da muss es doch was zu machen geben, das kann doch nicht so weitergehen! Wo sind denn da die Kanaken? Ach! Auf der Nebenbühne? Auf der Terrasse? Auf dem Klo? Im Keller? In der Stadt? Im Hauptbahnhofviertel? Im Stadtprojekt im Hauptbahnhofviertel? Ach ja dann! Hauptsache sie sind am Theater irgendwo. Und das Theater ist ja eh überall, also sind die Kanaken am Theater. Ja, so kann man das stehen lassen. Aber passen Sie auf, was Sie von sich geben Mensch! Nicht, dass da jemand anfängt komische Kommentare abzulassen“.

Und ich? Was soll ich machen, wenn mir einer erzählt: „ja ich mach Migrationsthematik! Tolles Thema. Also bei mir ging das ja los, als ich festgestellt habe, dass meine Putzfrau eine Berufsqualifikation besitzt. Da hab ich erstmal mit den Ohren geschnackelt hahahaa. Das war wie Drogen nehmen! Seitdem mach ich Migrationsthematik am Theater. Wissen Sie, ich habe jahrelang meine Mitmenschen nicht als solche gesehen. Ich musste meinen Blick totaaaaaaal hinterfragen…bla…bla…bla…bla“.

Was soll ich machen, wenn mir einer sowas erzählt? Und wenn dieser Jemand Theaterregisseur ist? Was soll ich da machen? Weiter Drogen dealen? Ne! Das geht dann nicht mehr! Wenn man sowas zu hören bekommen hat, dann kann man nicht normal weitermachen mit Leute abziehen und Brüche verüben, alte Frauen ausrauben, Kinder auf den Strich schicken. Was willste dann noch deiner verschleierten Frau erzählen? Was all den verschleierten Nebenfrauen, die du heimlich dazuhälst, mit dem Geld, dass du in den illegalen Spielbuden verdienst?
Was soll man denn den Kumpels im Problemviertel erzählen? In ‚meinem‘ Problemviertel mit 90% Problemmigrantenanteil? Was soll ich denen erzählen? Soll ich sagen, es hat sich nix verändert, ihr Murkans? Alles ist beim alten? Einfach weitermachen, wie bisher?
Ne Ne – das geht dann nicht mehr. Das verändert dein Leben mal komplett! Echt. Da macht nicht mal das banale Leute verprügeln und abstechen in der U-Bahn spass, geschweige denn der alte Traum vom Dschihad im Namen Allahs. Das schaffste dann erst recht nicht mehr. Wenn du von einem Theaterregisseur so etwas zu hören gekriegt hast, dann biste erstmal platt. Ich schwör! Dann gehste ins Theater und schaust dem auf die Finger, dass der nicht noch mehr Scheisse veranstaltet!

Und weiter gehts im Fragenkatalog:
Was ist Hochkultur? Wer glaubt noch an diesen Begriff? Mal die Hände hoch! Könnte man das auch als White Trash bezeichnen? Oder Bavarian Trash?

Was sind Nationen? Sind sie noch Relevant? Was ist das Theater der Nationen? Gab es das im 3. Reich auch schon? Macht das Theater Politik? Oder macht die Politik Theater? Oder machen beide beides? Der eine holländische Dramaturg der Kammerspiele macht Kunst. Ich hab ihn schon gefragt. Der hat mit Politik nix zu tun, meinte er.

Und Thilo Sarrazin? Geht der auch ins Theater? In welches? Wenn er in München wäre, welches Theater würde er am liebsten besuchen? Preisfrage – Ich gebe keinen Tipp ab, sonst sind die Kammerspiele beleidigt.

Was meint ihr?

Und warum ist Dries Verhoeven beleidigt? Warum bin ich es nicht? Ach wie aufregend aber auch!

Spielt mein Name eine Rolle bei der Entscheidung über meinen Förderantrag? Spielte er schon immer eine Rolle und ich wußte es nicht? Hätte ich mich lieber Tuncay Maria Rathenburg nennen sollen? Oder besser als Hans Ulrich Acar bezeichnen sollen?

Und was macht denn überhaupt der Kusej? Nase bohren bis es schmerzt?

Was geht in Istanbul ?

Ist die Gezi Park Bewegung eingeschlafen? Hat sie sich nur verlagert? Wenn, ja wohin?
Das sind tatsächlich Fragen, die viele Menschen in Deutschland und im Rest Eruopas gerade zu bewegen scheinen. Ich höre diese Fragen sehr oft in letzter Zeit. Man wundert sich ob der eingekehrten Ruhe und wartet auf Neuigkeiten.

Ich befinde mich oft genug in der Polis und kann nur sagen: der Kampf geht in zugespitzter Form weiter. Recep Tayyip Erdogan fährt in gewohnter Form fort mit seinen Pöbeleien gegen junge Frauen, Schwule, Lesben, kritische JournalistInnen, Oppositionelle etc.. Ich denke von diesem Typen und seinem Umfeld ist kein diplomatisches einlenken zu erwarten. Er hat sich ja schon vom radikalen, religiösen Eiferer und Hisbollah-Unterstützer zu einem rechts-konservativen „formell verfassungstreuen“ Politiker gewandelt. Mehr geht nicht mehr. Momentan ist er eher schon wieder auf dem Rückweg zu seinen politischen Wurzeln.

Er wird weiter auf der harten Linie seine Gräben ziehen, bis ihn die Geschichte bestraft. Innenpolitisch bleibt er im selben Format. Inwieweit sich die Gezi-Proteste auf seinen politischen Erfolg auswirken, das werden die nächsten Kommunalwahlen zeigen, die Ende März 2014 anstehen.

Bis dahin wird es wohl weiterhin still bleiben, denn die Staatsmacht hat gerade die Opposition fest im Griff. Durch willkürliche Zugriffe und unzählige Klageschriften, Diffamierungen, intrigante Entlassungsmaßnahmen von Mitarbeitern aus den staatstreuen Medien, Fernsehsendern, Zeitungen und Verlagshäusern, erhält sie den Druck auf die Bevölkerung aufrecht. Auch bestimmt die Regierung mit sehr zwiespältigen Äußerungen ihres Premiers die Tagespolitik und schürt damit aber auch die Unsicherheit und die Polarisierung in der Bevölkerung.

Neulich konnte ich meinen Ohren nicht trauen, als er eine schon früher von ihm geäusserte Meinung wiederholte, wonach es moralisch untragbar sei, dass junge Menschen – vor allem StudentInnen – in gemischten WG’s unverheiratererweise zusammen wohnten. Was in Europa schon seit der 68’er Bewegung schon nicht mehr der Rede Wert ist, ist in diesem Land anscheinend noch ein großes Thema, denn der Premier droht mit juristischen Massnahmen, die diese Art des Zusammenlebens sogar unter Verbot stellen könnten.

Die Regierung verfolgt nun dieselbe perfide Strategie, derer sie bei solch streitbaren Themen immer zu bedienen beliebt: Der Premier macht krasse Aussagen, die dann aus seinem Umfeld abgeschwächt und erstaunt kommentiert werden. Geschickt werden diese Kommentare dazu genutzt in Detailfragen noch weitere Ängste zu schüren. Ein Beispiel: Eine Politikerin aus dem Kreis der Regierungspartei, die sich im Fernsehen zu dieser Thematik äusserte, meinte, dass sie die Aussage des Premiers nicht verstehe, dass so etwas undenkbar sei, dass sie sich aber vorstellen könne, dass der Premier damit die von Terrororganisationen angemieteten Wohnungen meine, die immer wieder mal von den Sicherheitskräften ausgehoben würden.

Klar übersetzt würde das heissen: „gemischte WG’s mit jungen Männern und Frauen könnten die Terrorismusgefahr im Lande steigern“.

Interessante Argumentation!

Dies ist nur eine von vielen abstrusen Diskussionen, die in der Türkei gerade Tag für Tag geführt werden. Die politische Auseinandersetzung fokussiert sich gerade auf Nebenschauplätze und ignoriert die essentiellen Fragen in der Gesellschaft weiterhin rigouros.

Im Grunde ist diese Methodik die letzten Jahrzehnte schon exzessiv durchgezogen worden. Ich denke, diese Art der politischen Diskussion hat erst dazu führen können, dass eine so grosse Masse an jungen Menschen in die ausser-institutionelle Protestsphäre gedrängt wurde. Diese Entwicklung wird sich wohl immer mehr verstärken und auch bald wieder zu neuen Protestwellen führen.

Ich glaube ausserdem, dass Tayyip Erdogan bald von Realos in seinem eigenen Umfeld zu Fall gebracht werden wird. Denn im jetzigen Stadium ist er auch für seine politischen Verbündeten im Ausland untragbar. Grosse Veränderungen stehen kurz bevor. Ich hoffe, sie bringen gutes für die junge hoffnungsvolle Population dieses Landes.

münchen spezial: postmigräne und dialog mit biodeutschland

hello

liebe vertreterInnen des/r kulturreferats, freien theaterszene, kammerspiele, residenztheaters, volkstheaters, presse und meine lieben kulturschaffenden mit postmigräne etc.

ich bitte sie darum, diese mail weiterzuleiten an „whomever it may concern“:

ich glaube, dass man – wenn man wirklich aufrichtig interessiert ist an besagter thematik (s. u. einladung zur gesprächsrunde am 2. november in den kammerspielen) – diese loslösen muss vom projekt niemandsland. im grunde hat mein aufruf nicht konkret mit dem inhalt dieses stückes zu tun, sondern mit einer gewissen haltung, einer perspektive, mit der ich und meinesgleichen schon lange konfrontiert sind und die mir jetzt allmählich zu indifferenziert und zu dominant erscheint. früher fand ich’s noch erduldbar, aber mir macht sie jetzt gar keinen spass mehr.

ich bedanke mich für die einladung zum diskurs zu besagtem stück und dem anschliessenden gespräch zu postmigrantik am 2. november in den kammerspielen, aber selber werde ich ganz bewusst nicht teilnehmen. auch habe ich schon einen flug nach istanbul gebucht, den ich nicht mehr rückgängig machen kann. wer mir desinteresse vorwerfen will, der sollte sich bitte die mühe machen und diese mail bis zum ende durchlesen.

1. zur einladung: ich bin so ziemlich einer der wenigen menschen mit migrationshintergrund, die direkt eine einladung per mail erhalten haben. ziemlich unpersönlich und mit der bitte, diese mail „an mein umfeld“ weiterzuleiten. auch die einladung von christoph schwarz offenbart nur deutschstämmige namen mit „förderhintergrund“.

2. zu niemandsland:
ich habe mir die online-dokumentation, die videos angesehen und kenne mitlerweile auch das vorgängerprojekt von adelheid roosen. für mich persönlich ist die rangehensweise nicht interessant. das soll die künstlerische legitimation des stückes jedoch in keiner weise in frage stellen. es ist nur nicht meins.

ausserdem muss ich gestehen, dass sowohl die einblicke ins konzept, als auch mein kurzes, aber knackiges gespräch mit dem dramaturgen des stückes im zündfunk vor ein paar tagen, mich in meiner annahme bestätigt haben, dass die gängige perspektive bedient wird und die hat in diesem falle etwas postkolonialistisches. bitte nicht böse sein – ich klage nicht an. ich sage lediglich, dass ich diese perspektive gewohnt bin und sie für mich nicht interessant ist.

nun kommt es mir jedoch auch so vor, dass man ob der harschen reaktionen eigentlich nur irritiert ist, im dunklen tappt und nun hastig nach einer möglichkeit sucht, den erfolg des stückes zu gewährleisten und gleichzeitig im anschluss einen „postmigrantischen diskurs“ anzufachen. man macht also nun die not zur tugend und würde auch noch gerne zwei fliegen mit einer klappe schlagen und das im eigenen haus – schön hermetisch auf sicherem terrain.

aber warum denn jetzt hudeln, meine lieben…?

das treffen am 2. november wird sicher gemütlich und ich habe auch nichts dagegen, wenn man hingeht, aber ich würde mich gerne auf einen etwas breiter gefassten rahmen vorbereiten. dazu werde ich weiter unten noch terminvorschläge zu einer veranstaltung auf neutralem boden machen.

zunächst sollten wir uns aber mal etwas mehr zeit nehmen. es geht schliesslich um dinge, die eigentlich einer wesentlich grösseren öffentlichkeit bedürfen:

die kulturelite dieser gesellschaft ist nicht in der lage, ihre – von einer einseitigen perspektive geprägte – haltung abzuschütteln und braucht einen objektiven blick auf sich selbst. den können ihr aber nur menschen bieten, die nicht in ihrem wahrnehmungsfeld sind und dadurch in der lage sind, ihnen das offene feedback des betrachters zu bieten. wer könnte das besser, als diejenigen, die vermeintlich im kulturellen off leben, die in der distanz stehen, die seit jahrzehnten fern weg zu sein scheinen, obwohl sie ja so nahe sind?

im kern der selbstauffassung eines jeden leitkulturwesens liegt stets der hohe anspruch verborgen, immer in der lage zu sein, mit einem nüchternen blick auf sich selbst, die situation objektiv durchleuchten zu können, seine perspektive auf die dinge allseits hinterfragen zu können – dank seiner intelligenz und nüchternheit.

hinter dieser haltung verbirgt sich das gespenst der hybris.
auch wenn er oder sie noch so aufgeklärt, noch so gebildet, so kulturaffin, offen und tolerant zu sein scheinen…den tiefen glauben an die eigene kulturelle überlegenheit sind leitkulturgeprägte menschen schwerlich in der lage abzulegen. dies führt dazu, dass sie sich immer um ihre eigene achse drehen.

dies ist übrigens – entgegen des hierzulande vielerseits bemühten prägenden bildes – nicht nur eine eigenheit der deutschen im speziellen, oder der „vertreter der westlichen kulturen“ im generellen. stattdessen ist es ein fakt, dass diese form der selbstüberzeichnung jeder menschlichen selbstbetrachtung anlastet, die sich zu sehr im spiegel seiner selbstgefälligen überkultur in sicherheit wägt.

diese haltung wird hierzulande im allgemeinen hochkultur genannt, aber ich kann ihnen sagen, dass es nichts besonderes ist. man findet diese in allen engen kulturellen gefässen, überall auf der welt: türkei, israel, amerika, russland, malaysia, griechenland, und und und…

überall gibt es diese grundhaltung und sie bewohnt insbesondere das unterbewusstsein derjeniger, die am aufdringlichsten vorgeben, diese hinterfragen und kritisch betrachten zu wollen.

doch die laufrichtung dieser perspektive ist immer dieselbe. sie ist fast zwanghaft auf sich selbst gerichtet, auch wenn sie vorgibt, das vermeintlich andere begreifen zu wollen. das andere wird zunächst als solches klar bezeichnet, ohne gefragt zu werden, ob es sich so empfinden will. es wird betrachtet und analysiert, aber im grunde dient es als attribut der eigenen selbstbetrachtung und dieser prozess wird dann als offener blick verkauft. so wurde ich zum beispiel als vertreter der migrantischen kulturszene münchens bezeichnet – ich habe bisher nicht einmal ansatzweise an eine solche funktion meiner person gedacht. mein ganzes leben lang noch nicht (unglaublich oder? – wär doch mal ein cooler job – so ne art ehrenkonsul der migranten). ich bin also konfrontiert mit einer einordnung von aussen, wie so oft in meinem leben geschehen. jetzt kann ich mich mal wieder zurücklehnen und mir diesen begriff auf der zunge zergehen lassen.

ich betone dies, weil ich diesen prozess nur allzugut kenne – mindestens von zwei kulturellen gefässen, in denen ich mich aufhalte (türkei und deutschland).

ich formuliere es einmal so: man gönnt sich als vertreter der „weissen“ hochkultur (was in diesem kontext nichts mit hautfarbe zu tun hat) ständig diesen luxus, sich mit seinen psychosen, seinen inneren perspektiven, seinem blick auf die dinge zu beschäftigen und kommt sich auch grossartig vor dabei, denn man unternimmt ja grosse schritte in der selbstwahrnehmung und -hinterfragung.

nur bin ich der meinung, dass „ich“ genau „diesen“ luxus „auch“ mal geniessen dürfen muss, als ein vertreter „anderer“ gruppen in dieser heterogenen gesellschaft. auch ich muss in einem grossen stadt- oder staatstheater meinen blick auf vermeintlich andere richten können, oder mich diesem blick offen verweigern können – je nachdem. auch ich muss in der lage sein dürfen, zu transformieren, zu betrachten, zu analysieren und zu inszenieren, zumal ich und meinesgleichen diese kultur-kiste schliesslich seit jahrzehnten mit unseren steuergeldern nicht unerheblich mitfinanzieren. jedoch: wir finden uns dort (zumindest hier in bayern) einfach nicht wieder!

das heisst im klartext: die biodeutschen psychosen interessieren mich sehr wohl! mit denen habe ich mich schon lange auseinandergesetzt, mit der geschichte, nazideutschland, weimarer republik, karl dem grossen, mit der kultur, mallorca, mit der musik, tony marschall, gitte, wetten dass…?, weihnachten, tatort, ostern, jesus christus, eurovision, ethik, evangelen, katholiken, latein, altgriechisch, klassisches altertum, arbeitslosenzahlen, wirtschaftsprognosen, regierungskoalitionen, philosophie, griechische mythologie, schiller, goethe, german angst, raf, 68’er, freie liebe, techno, krautrock, anne will, wettervorhersage, fasching, wiesn trallallaaa. damit habe ich mich beschäftigt.


ich habe meine hausaufgaben gemacht und ich bin bei weitem nicht der einzige. es ist jetzt nur die frage, wie weit die deutsche hochkultur ist mit ihren hausaufgaben?

ich interessiere mich für all dies, aber ich bin vor allem egoist. deswegen interessiere ich mich in diesem zuge auch für „meine“ blickrichtung, für „meine“ art(en) all dies zu sehen, für meinen blick auf meine „identität(en)“. ich interessiere mich also auch – genauso wie alle – für meinen blick auf mich selbst, für den ich auch einen resonanzkörper brauche. sprich: ich brauche platz, leute! tuuut tuuuut! und geld brauch ich auch. baaaaap baaaaaap!

all das ist auch mein recht, nicht nur eures.

darum geht es mir. und ich wiederhole: „ich bin bei weitem nicht der einzige“. ich hoffe, man versteht meine formulierung?

insofern würden meine zwitteridentitätigen multi-kulti freundInnen und ich uns freuen, mit kompetenten und interessierten Menschen über solche dinge reden zu können. völlig losgelöst von der diskussion um das stück von dries verhoeven – dieses ist in diesem kontext nämlich zweitrangig – es geht nicht um den erfolg oder den misserfolg dieses stückes. es hat auch keine kontroversen hervorgerufen. es war lediglich ein willkommener aufhänger für eine kulturstrategische massnahme meinerseits. „diese“ hat wiederum durchaus kontorversen hervorgerufen und hohe wellen geschlagen – zumindest bei den münchner kammerspielen. und das ist auch genau richtig so.

aber es geht hier um wichtigeres: nämlich unsere „gemeinsame“ kulturelle zukunft.

verstehen sie mich nicht falsch ladies and gentlemen – wer will, der kann ja zu diesem gespräch am 2. nov. gehen (s. einladung unten), das wird sicher auch interessant, aber ich glaube, dass der rahmen zu eng ist, ehrlich gesagt.

deswegen schlage ich vor, wir führen den hier hoffentlich beginnenden dialog, anfang dezember an einem unabhängigen ort fort – zum beispiel im milla in der holzstrasse – und laden vertreterInnen des residenztheaters, des volkstheaters und der freien theater (pathos, monopol, schwere reiter, i-camp, etc.) gleich mit ein, damit’s kuscheliger wird.

ich habe schon im milla angefragt – dies sind die möglichen termine:

1.12. / 9.12. / 10.12

meine lieben kulturliebhabenden deutsch-multi-kulti-freundInnen und ich würden uns freuen, wenn das klappt.
am 2. nov. bin ich wie gesagt nicht dabei. mit 10 leuten und einem häuflein presse kann man das thema nur anteasen, finde ich. zumal befinde ich mich – wie gesagt – zu dem zeitpunkt auf einem wohlverdienten 2-wöchigen aufenthalt in istanbul.

gruss

triptonious coltrane

p.s.: bitte sehen sie diesen beitrag nicht als angriff, sondern eher als eine berechtigte und notwendige reflexion.


hier der aufruf zur gesprächsrunde vom kulturreferat der landeshauptstadt münchen und den kammerspielen:

> Betreff: Stadtraumprojekt 2014 „Niemandsland“ der Münchner Kammerspiele – Einladung zu einer Gesprächsrunde am Samstag, 02.11.2013, 11.00 Uhr
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Theaterschaffende,

auf seinem Blog triptown. de und im Münchner Merkur hat Tuncay Acar vor Kurzem eine Diskussion angestoßen zum Umgang mit Interkulturalität im Theater: http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/genervt-migranten-safari-3154095.html

Die Münchner Kammerspiele möchten gerne ins Gespräch kommen über das geplante Stück „Niemandsland“, das der Auslöser hierfür war. Am Samstag soll – zunächst in einer kleineren Runde – über das Projekt informiert werden. Ziel wäre auch, gemeinsam geeignete (öffentliche) Veranstaltungsformate zu finden, um einen echten Austausch zum Thema „Interkulturalität & Theater“ zu ermöglichen.

Sie sind ganz herzlich eingeladen, sich am kommenden Samstag an den Vorüberlegungen zu beteiligen. Gerne können Sie diese Einladung auch weitergeben. Nachfolgend finden Sie alle weiteren Infos der Kammerspiele und die Bitte des Produktionsleiters Philip Decker um Anmeldung:

„Die Münchner Kammerspiele möchten alle interessierten Münchner Kulturschaffenden zu einem Treffen mit Dries Verhoeven, dem Regisseur des Stadtraumprojekts 2014 „NIEMANDSLAND“, einladen. Das Anschreiben zur Suche nach Performern für das Projekt hat vor allem in der migrantischen Kulturszene hohe Wellen geschlagen und dieser wichtigen Diskussion möchten sich die Kammerspiele in direkter Kommunikation stellen. So wird es im Anschluß an die Präsentation des Projekts NIEMANDSLAND eine Gesprächsrunde mit Dries Verhoeven, dem Kammerspiele-Dramaturgen Koen Tachelet, dem Produktionsleiter Philip Decker und der Chefdramaturgin Julia Lochte geben. Ziel des Gesprächs soll sein, die Themen & Möglichkeiten eines, von beiden Seiten gewünschten, öffentlichen Diskurses zu besprechen. Der Treffpunkt für das Gespräch ist am Samstag, 02.11. um 11 Uhr an der Bühnenpforte der Münchner Kammerspiele, Falckenbergstraße 2, 80539 München. Über eine kurze Rück- bzw. Anmeldung an philip.decker@gmx.de würde ich mich freuen, damit wir genügend Stühle und Verpflegung bereitstellen können“.

Mit besten Grüßen

Letztens meinte einer doch tatsächlich…

Ist der Tuncay wieder Türke geworden?

Anscheinend fühlte sich da einer provoziert durch meine Anti-Pseudo-Hochkultur-Kampagne, in der ich zu einem Perspektivwechsel in den bayerischen Theateranstalten hinsichtlich dem Umgang mit der „Migrationsthematik“ aufrief. Ich bekannte mich zu meinem Migränevordergrund und positionierte mich ganz bewußt mit einer meiner kulturellen Identitäten – nämlich der deutschländer-migränischen – und stellte Forderungen auf.

Viele verstanden, was ich meinte, einige jedoch nicht. Bisweilen gab es sogar welche, die meinem Standpunkt einen rassistischen Hintergrund unterstellten. Mich haben diese Resonanzen sehr gefreut, denn ich habe gemerkt, dass da etwas in der deutschen Volksseele schlummert, das geneckt werden will. Und das will ich hiermit gerne weiterführen:

Denn mit deutscher Volksseele meine ich nicht nur die derjenigen, die sich sofort angesprochen fühlen, sondern auch die, die sich nicht angesprochen fühlen: die Moslems, Araber, Jugos, Griechen, Afghanen, Pakistanis etc. (ich wähle hier ganz bewußt politisch inkorrekte stereotype Identitätsbezeichnungen). Denn jeder, der hier sozialisiert ist, gehört meiner Meinung nach zum hiesigen Volk. Und um die Frage des jungen Herrn oben zu beantworten: Ich bin Schwarzmeermensch, Pontiko, Georgier, Kurde, Armenier, Mediteraner, ich bin aber auch Münchner, Bayer, Yoruba, Sioux, Katalane, Indio, etc. . Ich bin Teil einer jeden regionalen Kultur, der ich mich in irgendeiner Form intensiv genähert habe. Ich glaube nicht, dass ich ein Identitätsproblem habe, sondern eher diejenigen, die ihre kulturelle Zugehörigkeit an eine Religion oder eine Nation koppeln. Denn das begrenzt ihre mentale Freiheit und ich bin der Meinung das gewisse Machtpole genau das von uns wollen.
Im Gegensatz dazu finde ich, man sollte sich in erster Linie als Mensch identifizieren und dann kann man loslegen mit regionalen kulturellen Zugehörigkeiten. In der Dringlichkeitsabfolge liegen die nationale und die religiöse Zugehörigkeit für mich gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz weit unten und interessieren mich auch sehr wenig, bis gar nicht. Ich bin auch kein Moslem, kein Monotheist, kein Atheist – eher Polytheist, der jeden Tag neue Gottheiten erkennt und zu seiner Glaubensphilosophie hinzufügt, wie’s ihm grade passt.

Für alle, die meinen, ich mache es mir aber ganz schön einfach, hier meine Antwort: „Nein, eher noch viel schwerer“. Ihr wollt, dass ich es euch einfacher mache, mich einzuordnen – so schaut’s aus. Aber dazu muss ich sagen: so einfach ist der Mensch eben nicht einzuordnen. Also lasst es sein! Es gibt keine Integration und keine Migration. Das sind rassistische und unsinnige Begriffe, die viel zu leicht mit gefährlichen Bildern der Leitkulturpolitik unterlegt werden können und deswegen nur der politischen Polemik dienen. Es gibt nur den Wandel und den muß man mitgestalten, wenn man nicht in der Schublade verstauben will.

Bussi Bussi Trallallaaa!