Marginalisierung?

Wie geht man heutzutage elegant mit Faschismusvorwürfen um? Man kokettiert mit ihnen. So wie es letztens die israelische Justizministerin gekonnt vorgeführt hat:

Sie tritt selbstherrlich auf: ein bisschen Sex Appeal, ein bisschen Vanity Fair. Faschismus? Der Befriff wird ad absurdum geführt. Der Begriff ist dehnbar geworden. Wenn es den eigenen völkisch-identitären politischen Interessen dient, ist es kein Faschismus mehr. Er ist wie ein Parfum, das etwas markant riecht. Man kann sich immer mit dem individuellen Geschmack rechtfertigen, ja diesen sogar besonders in Szene setzen. Man hat ja schließlich seit der Beendigung des letzten offiziell so genannten „Weltkrieges“ fast 65 Jahre Zeit gehabt an den Geruchsnuancen zu arbeiten.

Die Zeit ist reif, meine Damen und Herren! Der Weizen trennt sich wieder von der Spreu. Man sollte ab jetzt den Statements in seiner Umgebung aufmerksam Gehör schenken. Mir kommt es so vor, als würde ich nun genau das verspüren, was ich bisher nur aus Geschichtsbüchern kannte. So muss es wohl früher auch gewesen sein: Faschistische, rassistische, frauen- und queerfeindliche Statements werden verharmlost, meist von Menschen, die es gar nicht so böse meinen. Ganz im Gegenteil: es sind oft die, die sich ganz besonders um die Gesellschaft sorgen. Es sind die Sensibelchen, die lieben Menschen. Sie wollen nicht, dass es zu Schlagabtauschen kommt und nehmen übereifrig die regulierende Position ein.

Ja, sie empfinden sich als die liebenswürdigen Streitschlichter und wollen jeder Seite gleichermaßen entgegen kommen. Das führt dazu, dass sie krasse Aussagen – vor allem aus rechtskonservativen Kreisen – relativieren. Wie zum Beispiel letztens den dummen Karnevalswitz der Parteivorsitzenden der CDU (die hoffentlich bald in den Annalen der Partei versinken wird), in welchem sie unverhohlen transgenderfeindliche Äußerungen von sich gab. Es wäre gute alte Tradition, aktuelle Themen am politischen Aschermittwoch aufs Korn zu nehmen. Man dürfe sich da nicht so aufregen.

Es wird so getan, als handele es sich einfach nur um ein etwas komisch riechendes Parfum. Es ist auf keinen Fall Lebertran! Es ist eine Frage der persönlichen Präferenz. Es wäre geradezu antidemokratisch, diesen speziellen Humor nicht als solchen anzuerkennen und stattdessen eine politisch böswillige Aussage darin erkennen zu wollen.

Ausserdem:
„Das ist Tradition! Politischer Aschermittwoch! Hallo!“
„Also ich mag die ja auch nicht besonders, aber in diesem Falle, muss ich sie wirklich in Schutz nehmen.“
„Mit der Überbewertung solcher Lappalien, schadet man dem demokratischen Diskurs nur noch mehr.“
„Haben wir in diesem Land wirklich nicht ernstere Themen zu besprechen? Die Wirtschaft zum Beispiel.“

Kaum ist die Diskussion einigermaßen abgeebbt, bringt jedoch der Chef der Jungen Union genau die Verunglimpflichungen, die seine Parteichefin noch als ironischen Aschermittwochsscherz abgetan hat, bei einer Ansprache auf dem JU-Deutschlandtagb in Düsseldorf. Diesmal ist kein Karneval und es ist auch kein Scherz. Der Knabe meint das Bitterernst:

https://www.queer.de/detail.php?article_id=33214&fbclid=IwAR0xfzcxCoIN8DVE8kvovZ-wJlaoG-2n1s1I0kPBR_89H3H-XCF1nHDg6KI

Nein! Wir haben kein wichtigeres Thema! Rassismus, Faschismus, Marginalisierung von gesellschaftlichen Gruppen. Das sind die wichtigsten Themen weltweit! Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Leider! Der Faschismus ist nicht nur ein Parfum, dass man ungeniert aufträgt. Wir impregnieren uns gerade damit. Er verhärtet unsere Hülle und macht sie undurchlässig. Wir verlieren unsere Offenheit und vor allem unsere Menschlichkeit. Deswegen „müssen“ wir uns Tag für Tag damit auseinandersetzen. Er kommt schleichend und heimtückisch. Mit jeder Ausnahme und Relativierung, ist er näher an uns dran. Die unwürdigste Art, den Kampf gegen ihn zu verlieren, ist das Eingelullt-Werden und danach von nichts gewusst haben, das Stille annehmen, obwohl man ja eigentlich gar nicht wollte und auch nie einer rechten Gesinnung angehörte, das „ja aber…“ sagen.

Viele wollen es nicht wahrhaben, aber die Zeit der offenen und ehrlichen Statements ist gekommen! Wir müssen den Kampf mit diesen Umtrieben entschlossen aufnehmen! Dürfen uns nicht nur im stillen Kämmerlein unseren Teil denken, sondern wir müssen uns äußern. Das ist nicht peinlich. Es ist auch nicht peinlich, detaillierte Fragen zu stellen, genauer hinzugucken, füreinander einzustehen.

Wenn wir das jetzt nicht machen, dann werden wir das bald bitter bereuen!

Keinen Fußbreit dem Faschismus!

Identitätsausfall

Früher war’s einfacher
Mann war wer
Frau war auch irgendwo
Andere waren Disco
High Energy

Ganz andere saßen in der Chrystallkugel und schauten hinaus
Sie waren auch Frauen, Männer und Kinder, aber dunkler
Sie erkannten nichts
Konisch gebrochene Reflektionen in drastischen Farbwechseln
Schwirrten an ihnen vorüber

Manche von diesen verwandelten sich dann plötzlich in verzerrte große Augen
Und fokussierten alles
Bedrohlich und christallklar
Bevor sie wieder im schwammigen Außen verschwanden grinsten sie noch
Zähnefletschend

Da blieb einem schon die Spucke weg
Und die Artikulation fiel einem natürlich auch schwer!
Kein Wunder…
Oder?

Jetzt ist alles anders
Die Kugel hat Risse
Die Augen sitzen in der Ferne mit ausgestreckten Zungen
Man sieht sie ganz genau

Sie grinsen nicht mehr und näher trauen sie sich auch nicht mehr
Irgendwie liegt zickige Humorlosigkeit in der Luft
Aber egal
Oder?

Nur zur Sicherheit

Früher oder später kommt eh alles auf den Tisch.
Und Rückfälle gibt’s immer!
Ja, is‘ so!
Man muss halt nach vorne schauen.

Damit’s dann im nachhinein nicht komisch rüberkommt:
Wir haben alles gewusst!

Damit kann man leben.
Das geht schon, wenn man will.
Da muss man jetzt nicht weinen.
Wir sind ja schließlich Menschen,
haben eine Identität, Religion und Grundrechte.

Und lügen kann man ja auch zur Not.
Ja, is‘ so!

Fehlt nur noch, dass der Vatikan sich zu seiner homosexuellen Mehrheitsgesellschaft bekennt.
Da würden die Saudis aber blöd schauen, ich sag’s euch!

Gewaltmonopol

Nicht sicher!
Na dann eben besseres Passwort.
Ja, mach Witze!

Ne also ich habe damals in einer Agentur für Wirtschaftskommunikation gearbeitet…
My Ass!

Ne, also, wir leben in einem Rechtsstaat.
Rechts!
Staat!

Ne also was kann meine Oma dafür?
Die will vergessen!
Ich will auch vergessen!

Polizei, Gewaltandrohung, Gewalt!
Einzelfall.

Kann man Faschismus als Ideologie bezeichnen, oder ist das ein gesellschaftliches Phänomen? Denn es gibt wohl tatsächlich ziemlich wenige Faschisten, die sich selber als solche bezeichnen würden, oder?

Ne also zum Beispiel ein Polizist mit faschistischem Gedankengut?

Oder Wenn du dich jetzt bei einem faschistoiden Gedanken ertappen würdest, dann würde ja dein Gehirn das im ersten Moment mal vollkommen ignorieren.

Ne also ein Kommunist, oder eine Sozialistin könnte ja auch nicht gleichzeitig noch Faschist oder Faschistin sein, oder?

Wie sollte das denn gehen, gell?

Ein Israelischer Soldat?

Aber ein amerikanischer Polizist schon? Zumindest ein Rassist könnte er sein, oder?

Ne also Ich mein das jetzt nicht so, wie du meinst…

 

Schmachtfetzen #8: Yaşar Güvenir – Sensiz Saadet Neymiş

Sensiz saadet neymiş
Tatmadım bilemem ki
Alnımın yazısıydın
Ne yapsam silemem kiSensiz saadet neymiş
Tatmadım bilemem ki
Alnımın yazısıydın
Ne yapsam silemem ki

Seni uzaktan sevmek
Aşkların en güzeli
Alıştım hasretine
Gel desen gelemem ki

Seni uzaktan sevmek
Aşkların en güzeli
Alıştım hasretine
Gel desen gelemem ki

Was bedeutet Glück ohne dich?
Kenne es doch nicht? habe es nie erfahren.
Du warst des Schicksal’s Siegel auf meiner Stirn.
Ich kann es nicht löschen.Was bedeutet Glück ohne dich?
Kenne es doch nicht? habe es nie erfahren.
Du warst des Schicksal’s Siegel auf meiner Stirn.
Ich kann es nicht löschen.

Das schönste ist,
dich aus der Ferne zu lieben.
Die Sehnsucht nach dir, bin ich gewöhnt.
Auch wenn du mich riefest, wie sollte ich denn kommen?

Das schönste ist,
dich aus der Ferne zu lieben.
Die Sehnsucht nach dir, bin ich gewöhnt.
Auch wenn du mich riefest, wie sollte ich denn kommen?

Yaşar Güvenir wird 1929 als 6. Sohn des Staatsmusikers Osman Güvenir nach 5 Fehlgeburten geboren. Deswegen auch die Namenswahl: „Yaşar“ = „Er wird leben“.

In eine Musikerfamilie hineingeboren, interessiert sich der Junge sehr schnell für das Instrument seines Vaters: die Kanun (die Zither der türkischen klassischen Musik).

Als Jugendlicher begeistert er sich für Jazz und westliche Musik, verliert jedoch seine Liebe zur türkischen Musik nicht. Im Lizeum lernt er Piano und Akkordeon zu spielen. Bald beginnt er im Amerikanischen Club in Ankara aufzutreten.
Als junger Literaturstudent fährt er mit seinen musikalischen Aktivitäten fort und singt und spielt nun vorwiegend englischsprachige Lieder und türkische Tangos.

Seine Karriere entwickelt sich bald in Istanbul weiter, wo er duch 2 Liveaufzeichnungen im Istanbuler Staatsradio sehr populär wird. Seine englischsprachige Komposition „My Crazy Baby“ wird von der damals populären italienischen Sängerin Mina unerlaubt gecovert und es kommt zu einem langwierigen Rechtsprozess, im Zuge dessen er die Nennung seines Namens als Komponist und Texter des Songs durchsetzen kann. Dadurch erlangt Güvenir kurzfristig eine nicht zu unterschätzende Popularität in Europa.

Er verliebt sich, wird Vater zweier KInder und eröffnet in Ankara ein eigenes Etablissement. Diese Unternehmung wird jedoch nicht durch Erfolg gekrönt. Auch privat läuft es nicht gut. Seine Frau trennt sich von ihm und verunglücklicht kurz danach bei einem Verkehrunfall, was ihn veranlasst, die Textzeilen zu „Sensiz Saadet Neymis“ zu verfassen.

Der Songtext gewinnt einen bedeutenden Preis im Inland und wird von den großen Star „Zeki Müren“ interpretiert. Diese Version gefällt Güvenir nicht besonders und er beschließt, eine eigen Version zu komponieren.

Als dann diese eigene Version des Liedes von einem weiteren großen Star der türkischen Musikszene – Gönül Yazar – interpretiert wird, erziehlt er große Verkaufszahlen. Güvenir komponiert weiterhin großartige Songs, bleibt aber leider unter dem Radar der Öffentlichkeit und erhält unverdientermaßen wenig Anerkennung dafür.

Ein weiterer großer persönlicher Verlust führt dann paradoxerweise zu seinem nächsten großen musikalischen Erfolg: Als seine Tochter stirbt, formuliert er seine Trauer wieder in einem brillianten Songtext, welcher von dem großen Sänger Ahmet Özhan sehr erfolgreich interpretiert wird: „Çaresizim“ (Ich bin verzweifelt).

Jedoch lässt der nächste Schicksalsschlag nicht lange auf sich warten: nach einer Herzoperation erleidet er eine halbseitige Lähmung und kann ab da seinen linken Arm nicht mehr benutzen, jedoch führt er seine Arbeit als Komponist und Texter fort.

Am 10. Januar 1998 stirbt der relativ unbekannte und unbeachtete Musiker und hinterlässt eine große Zahl an grandiosen Songs.

Wir sind alle Freaks

Die Wahrscheinlichkeit, dass im gesamten Universum ein Planet, die Voraussetzungen für die Entwicklung von lebenden Organismen bietet ist schon gering genug. Insofern ist die Welt und alles, was auf ihr so kreucht und fleucht definitiv ein Wunder. Von der geringen Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer solcher Planet existieren könnte, will ich erst gar nicht anfangen. Das erste mal, als ich im zarten Teenageralter mir Gedanken über sowas machte, war ich schockiert, ob der obskuren Traurigkeit, die diese Erkenntnis in mir auslöste.

Angesichts dieser Tatsache erscheint es mir gerade sehr seltsam, mit welch kleinlichen Dingen wir Menschen uns tagtäglich beschäftigen, vor allem: „mit welchem Einsatz“! Eigentlich ist jeder von uns ein durchgeknallter Freak, der im Angesicht der Unendlichkeit und unermesslichen Größe des Universums so Dinge tut, wie zum Beispiel: Laufen auf nem Fließband im Fitness-Studio, oder 5er Looping fahren auf der Wiesn, oder als V-Mann für den Verfassungsschutz arbeiten und Menschen zu Gewalttaten anstacheln, damit der Bundesinnenminister (Bundesinnenminister?) sich freuen kann. Der musste sich ja letztens auf eine äußerst unangemessene Art von der Bundeskanzlerin (Bund? Kanzlerin? Wtf?) demütigen lassen, die da wohl während einer Debatte im Bundestag mit vorgehaltener Hand tatsächlich zu ihm sagte: „Die Mutter aller Probleme ist deine Mutter, Mann!“

Schon hart! So hätt ich die jetzt nicht eingeschätzt. Wobei ich es ja überhaupt nicht mag, wenn man immer gleich die Mutter in alles involviert. Die sollten sie mal lieber rauslassen aus der Angelegenheit, denn wir Migranten können da schon mal verdammt empfindlich reagieren und ich weiß ja nicht, wie der Herr Innenminister das verträgt, wenn ihm ne Deutsche Reichsfahne (Huh?) aus dem Arsch ragt?

Mit sowas befassen wir uns? Schräg oder? Draußen tobt das gähnend Leere dunkle Universum und du auf deinem Erbsenplaneten lebst ein Leben, als wäre der Kosmos nur ein kleiner Teil deines intelligenten Handtelefons. Dabei ist es genau andersrum. Leute kommt mal klar!

Heute ist Oktoberfest Auftakt! (Oktoberfest? Wtf?). Allah möge es schonen! (Allah?).

Schmachtfetzen #6: Intizar

Wahrscheinlich wurde dieser Song von einem französischen Popsong adaptiert. Der Text quillt direkt aus den tiefsten Tiefen der hilflosen Seele eines oder einer hoffnungslos Verliebten.

Die türkische Version stammt von Suat Sayin, einem samtstimmigen Sänger, der den Zenith seiner Phase in den 60ern und 70ern hatte und dafür bekannt war, dass er als einer der ersten arabeske Einflüsse in die türkische Klassik eingebracht hat.

Liedtext auf Türkisch:

Sakın bir söz söyleme
Yüzüme bakma sakın
Sesini duyan olur
Sana göz koyan olur

Düşmanımdır seni kim
Bulursa cana yakın
Annen bile okşasa
Benim bağrım kan olur

Dilerim tanrıdan ki
Sana açık kucaklar
Bir daha kapanmadan
Kara toprakla dolsun

Anmasınlar adını
candan anan dudaklar
Sana benim gözümle
Bakan gözler kör olsun

Übersetzung auf Deutsch:

Sei nur still und sag kein Wort!
blicke mir ja nicht ins Gesicht!
es kann sein, dass man dich hört
und ein Auge auf dich wirft.

Wenn mein Feind sich nach dir sehnt.
und eine Nähe zu dir spürt,
gar deine Mutter dich berührt,
mein Herz im Dunklen tief versinkt.

Ich bete oft zum Himmel hoch,
dass jeder dir offene Schoß
sich mit schwarzer Erde füllt
und sich niemals wieder schließt.

Den Lippen die dich von mir rufen
denen sei dein Name versagt.
Den Augen, die dich bei mir suchen
sei kein Licht bei Tag und Nacht!

Entsetzen in Deutschland

Ja wir sind entsetzt und beschämt. Deutschland schämt sich wieder. Das find ich gut! Das zeigt zumindest, dass das Schamgefühlt noch existiert. Sogar die Bild Zeitung ist empört. Ja schämt euch mal ihr Säcke! Ich schäme mich aus reiner Solidarität mit euch, obwohl ich bekennender Passdeutscher nur bin. Der sächsische Ministerpräsident Kretschmer hat ganz gut geredet bei der Pressemitteilung letztens. Er hat sein Volk in keinem Punkt geschont, die auf dem Rücken der Opfer betriebene rechtspopulistische Propaganda verurteilt und eindringlich auf die Gefahr von Rechts hingewiesen. Ich stimme mit ihm in fast allen Punkten überein. Nur in ein paaren nicht: Die Polizei hat vielleicht das beste gemacht, was sie in solcher Unterzahl hätte leisten können, aber gut vorbereitet war sie nicht. Nach all der Vorgeschichte, die das Bundesland Sachsen hinsichtlich rechtsextremistischer Gewalt schon vorzuweisen hat, nach all den Verfolgungsjagden, die sich auf der Straße nur ein Paar Tage vor dem letzten Riesenaufmarsch abgespielt haben, kann sich ein Polizeisprecher nicht damit rechtfertigen, dass man mit einer solchen Masse an rechten Demonstranten nicht gerechnet habe. Sorry, aber das ist leider der Job! Damit müsst Ihr rechnen. Wir rechnen schon seit Jahren ständig damit. Das schafft ihr schon auch. Außerdem wissen wir nur sehr genau, dass ihr das durchaus könnt, wenn ihr wollt!

Ich persönlich habe keine Lust mehr auf Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Co. Ja es sind schöne Bundesländer, aber ich fühle mich dort nicht wohl und solange ich nicht muss, fahre ich auch nicht hin. Ja es gibt No-Go-Areas für mich in Deutschland. Die meisten befinden sich in den sogenannten Neuen Deutschen Bundesländern. So wie mir geht es einigen aus meinem Umfeld. Ob mit Migrationsvordergrund, dunklerer Haut, oder ohne. Ist das nicht schade? Um’s einfach zu formulieren: „Da ist es mir zu Fascho“ und es gibt eine sehr traurige Vorgeschichte, die sich seit den 90ern bis in die jetzige Zeit weiterzieht.

Was Regierungsvertreter allerdings nicht gerne hören, ist der Vorwurf, man hätte bisher nicht genug gegen die Entwicklung von rechtsradikalen Netzwerken und der Verbreitung rechten Gedankenguts in Deutschland getan. Kretschmer äußert auch die Meinung, dass es jetzt nicht weiterhelfe, sich darüber zu streiten, wer mehr, oder weniger dagegen getan hätte. Im Klartext heißt das für mich, dass man sich immer noch einer kritischen Selbstanalyse verweigert.

Guten Morgen liebe Leute! Welche Hinweise braucht Ihr denn noch? In einigen Regionen im Osten Deutschlands bemächtigen sich rechte Strukturen so wichtiger Themen wie der Jugendarbeit, der Kinderbetreuung, der Familienarbeit und anderer sozialer Bereiche. Rechtsnational fokussierte Verlage übernehmen den Sektor der politischen Bildung. Rechte Musikveranstalter, Bands und Musikverlage drängen immer aufdringlicher in das Kultursegment, während Staat und Kommunen sich nicht trauen, Kultur- und Sozialetats mal deutlich nach oben zu korrigieren und neue, mittel- bis langfristig wirkende innovative Konzepte im Umgang mit rechtsradikalen Tendenzen in der jungen Bevölkerung einzuleiten, bestehende zu stärken und zu fördern.

Das staatliche Gewaltmonopol im verbalen Nachklang zu bemühen reicht alleine nicht aus! Erstens bezweifle ich es vehement, dass der Staat sein Gewaltmonopol gegen Rechts voll ausreizen wird. Und außerdem würde dies auch nicht viel helfen. Es braucht größere Etats und neue Konzepte im sozialen und kulturellen Bereich. Soziale Tätigkeiten und Berufe müssen wieder anständig bezahlt werden. Die Prioritäten in der Gesellschaft müssen anders gesetzt werden. Damals anfang der 90’er, nach Hoyerswerda, Rostock Lichtenhagen, Mölln, Solingen begnügte sich die Politik damit, mit einer härteren Einwanderungsregelung vor den rechten Forderungen einzuknicken. So konnten sich rechte Strukturen Kaskadenförmig aufeinander aufbauend weiterentwickeln. Nun sind wir soweit, dass der ganze NSU Komplex nicht korrekt aufgearbeitet werden kann, weil der Verfassungsschutz die Täter deckt und die Justiz die Tätergruppe wider besseren Wissens auf Einzeltäter reduziert. Der Rechtsstaat fürchtet sich vor seinen eigenen tiefen Abgründen und bevorzugt sie zuzuschaufeln und den Kopf in den Sand zu stecken.

Und jetzt? Jetzt kommt der nächste Arschtritt von Rechts und man ist schon wieder entsetzt, auf Grund der wiederholten Zerstörung seines rosaroten Traumbildes von sich selbst durch ostdeutsche, rechte Chaoten. Ja dann seid mal entsetzt und beschämt! Hässlich seid ihr obendrein. Ich persönlich würde mich freuen, wenn es diesmal nicht bei Entsetzen und Scham bleibt. Es braucht eine breit aufgestellte Agenda gegen Rechts, ein flächendeckendes sozialpolitisches Programm, sonst fliegt uns das rosarote Rechtstaatstheater hier sehr bald um die Ohren. Was soll denn das? Alle tun immer noch so, als wären das ein paar verirrte Wirrköpfe? Das sind stramm organisierte verfassungsfeindliche politische Netzwerkstrukturen, die bis in den Verfassungsschutz und den Polizeiapparat hineinreichen. Ja ja, ich übertreibe! Klar! Einen Scheißdreck übertreibe ich! Und das wißt Ihr alle eigentlich genauso gut wie ich. Nur wahr haben will man’s halt nicht. „Es ist doch noch so schön? wir befinden uns doch gerade erst wieder im wirtschaftlichen Aufschwung“.

Ja tun wir. Dann sollten wir gefälligst flächendeckend in langfristige sozialpolitische Bildungs- und Beschäftigungsprogramme für Ostdeutschland investieren, damit dieser Spuk mal ein Ende hat. Auf’s staatliche Gewaltmonopol würde ich mich da am allerwenigsten verlassen. Das hat noch nie wirklich geholfen. Außerdem sitzt genau in diesem Gewaltmonopol das faschistische Potenzial des Staates.

Otomatik No

No!

No I don’t want. Thank you!

I say „no“ very often.
Can do nothing about it.
It is otomatik system you know?
Like computer program in my head.
Everybody say yes. I look sceptical.
Everybody say no. I also lthink about it.

Not because i don’t wanna be like everybody.
I want to be like them. True! Believe me!
But i am not.
That is a problem for me and for them.

I don’t accept things so easily you know?
Standard mainstream things i don’t accept so easily.
Stay hungry better.

If mainstream majority happy happy sunshine, i think about it critical.
I don’t say: „many people like this! So I like it too“.
I say: „a lot of people like this – be careful!“

Often i am right in my decision.
Mainstream things no good for health, for society, for humanity.
And i say: „ah good i don’t go that way“!

I don’t work for assholes either.
I also don’t work together with assholes.
I work free. I live free.
Better less money, but clean heart and soul, clear mind you know?

Sometimes i think, it would be nice, if i could be an easy yes-sayer.
Live be easy then! Don’t think, don’t ask, just smile and say yes!
But i can’t. It’s not possible.
Don’t say yes without thinking first, you know?
Think a lot and see. Then say yes maybe!
But never say: „oh good money, good fortune. Shut up, smile and go“. No! Never!

It’s otomatik, you know!
I get angry when people easily say yes to everything!
They like slaves.
I don’t like people who have the opportunity to decide freely but prefer to slave around for money.
I don’t like it!

I like people, who use their mind, heart and soul, you know?

Here is a nice track to the same issue from Chuck D:

And a nice article from the archive of Brand Eins magazine (German):
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2012/nein-sagen

Eigentlich ist jeder von uns mindestens zwei

#metwo?

Ja verdammt! Seit Jahrzehnten bin ich mindestens two. Seit ich mich kenne empfinde ich das eigentlich so. Two, three, four und auch mehr: Georgier, Türke, Deutscher, Bayer, Münchner, Milbertshofener, Europäer, Istanbuler, Asiate, Bosporus-Asiate, Musiker, Percussionist, Sänger, Straßenmensch, Künstler, Graffitiartist, Archäologe, Kulturaktivist, Küstenmensch, Fischer, und und und. Warum so viele? Weil ich mich schnell identifizieren kann mit einer neuen Lebensform, einer neuen Sprache, einem neuen Rhythmus, einer neuen Melodie, einem neuen Gefühl. Jedes sinnliche und geistige Element im Leben birgt eine Neue Identität in sich. Für mich ist das nichts Besonderes, auch nichts Neues. Im Grunde glaube ich, dass jeder Mensch so funktioniert.

Klar verstehen das viele nicht. Das ist im Wesentlichen aber nicht nur hier in Deutschland so, sondern leider im Großteil der Welt. Ich verweigere mich der Behauptung, dass ein Problemempfinden gegenüber Multi-Identitäten in der deutschen Bevölkerung besonders oft auftreten soll. Es fällt hier nur besonders stark ins Gewicht, denn man hat den Debattierraum dazu und vor allem den Vorteil, dass man sich von einer einengenden nationalen Identität eigentlich schon längst optimal weit weg bewegt hatte. Ja dies war und ist ja eigentlich noch ein Hort der DichterInnen und DenkerInnen, also welch Wunder auch! Die mentalen Freiräume, die man sich andernorts noch mühsam erarbeitet, sind hier auf Grund der geistigen Vorgeschichte, aber natürlich auch bedingt durch den Dämpfer der Nazikeule und ihrer Folgen im Grunde schon längst vorhanden. Wie schön eigentlich!

Nun erheben sich jedoch die Stimmen derer, laut denen eben diese Freiräume wieder künstlich eingeengt werden sollen, denn ohne Nationalempfinden fehlt uns Deutschen doch etwas! Wir wollen genauso unsere stumpfsinnigen nationalen Symbole feiern, wie alle Anderen auch, obwohl wir eigentlich aus Erfahrung zu gut wissen, das diese nur hohle Gebilde sind. Vielleicht liegt dem nur eine Art banaler Futterneid oder so etwas zu Grunde?

Das erinnert ein wenig an die Zeit während der Hochphase der globalen Kolonisation, als die Deutschen, auf Grund ihres allzu geringen Erfolges, die permanente Unzufriedenheit plagte. Sie hatten immer zu wenig von dem, was die anderen hatten und das was sie selber hatten – nämlich eine reiche Kultur-/Kunstlandschaft und geisteswissenschaftliche Tradition – war Ihnen nicht Mannhaft genug. An dieser Stelle kam bekanntlich Hitler ins Spiel und blies ihnen durch den gestutzten Schnauzbart etwas Mannhaftigkeit in den Arsch. Aber da er selber auch nur ein Ei hatte, konnte das Ganze ja nicht gut enden. Das Schlimme ist: Man kann nicht mal aufrichtigen Herzens „Schade“ sagen.

Nun jedoch zurück zur Kritik am nationalistischen Gedanken: In den meisten Ländern war und wäre so etwas nicht einmal im geringsten diskutierbar. In vielen Regionen der Welt greifen seit Jahrhunderten, religiöse, kulturelle, nationalistische, rassistische Formeln so stark in den Alltag ein, dass eine kritische Sicht auf spezifische gesellschaftliche Themen im Auge der Allgemeinheit sofort als ultrakrasser Affront gegen die Gemeinschaft gesehen und auf Anhieb bekämpft werden muss. Nicht nur in sogenannten „Schwellenstaaten“, sondern zum Beispiel auch in den USA. Dort ist der Begriff „unpatriotisch“ beispielsweise noch erstaunlich oft als negative Wertung im alltäglichen Diskurs präsent.

Was unpatriotisch ist, hat in den USA – vor allem auf politischer Ebene – keine Legitimation! Warum ich jetzt explizit nur die USA nenne? Weil ich gschert (bayrisch für arschig) bin und auch weiß, dass das auffallen wird. Es ist ein strategischer Griff, um euch bei der Stange zu halten. Die einen fühlen sich wahrscheinlich provoziert und die anderen bestätigt. Das tut der Aufmerksamkeitsquote dieses Artikels gut. Abgesehen davon könnte man an dieser Stelle natürlich ganz viele andere Staaten ebenfalls nennen.

Zurück zum Thema: Diese Selbstverständlichkeit, die in der amerikanischen Öffentlichkeit vorherrscht, hat man sich wohl auch hierzulande schon lange herbeigesehnt, und das wohl schon seit der dramatischen Verstummung der flammenden Patriotenseele im Sommer 1945. Jetzt ist es aber bald wieder soweit! Auch hierzulande nehmen nationalistische Wertungskriterien zunehmend überhand. Woanders sind es religiös, oder kulturhegemonial dominierte. Ist ja auch wurscht, Hauptsache Identität.

Deswegen werde ich bei meinem nächsten öffentlichen Auftritt die deutsche Nationalhymne singen. Und zwar genau deswegen, weil sie mir schnurzpiepegal ist, genauso wie die türkische übrigens auch. Nationalhymnen finde ich lächerlich. Auch nationale Identitäten bewegen mich nicht. Nationen hingenen können mir leider nicht egal sein, denn als Funktionsprinzipien bilden sie aktuell die Grundlage dieser Scheiß-Weltordnung. Im Grunde sind sie jedoch nur Scheingewebe, weil im Hintergrund steuerbefreite Megakonzerne die Staatsbudgets steuern, aber da wären wir schon wieder bei der Verschwörungstheorie angelangt. In ein paar Jahren tun zwar dann alle so, als hätten sie das schon immer gewusst und auch schon ganz früh so formuliert, die feigen Säcke! Jetzt gehört es jedoch noch zur intelligenten Mainstreamansicht, so zu tun, als ob Staatsoberhäupter und Premiers die Nationen dieser Welt regieren….ich denke tatsächlich, dass das Bullshit ist.

An dieser Stelle komme ich völlig zusammenhangslos zu einem wichtigen Bekenntniss: Ja, ich bin ein Passdeutscher und ich liebe dieses Gefühl, dass ich meinen Pass einfach nur als Vehikel nutze, um mir Vorteile zu verschaffen. Wenn ich einen türkischen Pass hätte, wäre ich übrigens auch Passtürke, aber der türkische Pass bringt gerade nicht viel Vorteile. Also bin ich lieber Passdeutscher. Passamerikaner würde ich hingegen nie und nimmer sein wollen. Weder Adler, noch Halbmond und Stern wecken in mir irgendwelche hochtrabenden Emotionen. Nationale Zugehörigkeit ist für mich ein rein funktionaler Akt. Mehr braucht man sich da auch echt nicht einzubilden.

So schauts aus! Das heißt ja nicht, dass man nirgends dazugehört. Ganz im Gegenteil! Ich gehöre dahin, wohin ich mich zugehörig fühle, mitnichten jedoch zu einem durch nationale Grenzen eingeengten Raum, in welchen mich mein Pass im wahrsten Sinne „einpassen“ soll.

In mir schlagen mehrere Herzen  bla bla. Es schlagen soooo viele Herzen in mir, dass sie in einem Pass gar nicht Platz finden würden, könnten und müssten bla.

In diesem Sinne gerne mindestens #metwo! Die rassistischen Anfeindungen bin ich natürlich auch gewohnt, ist klar! Ich kenne sie sehr gut sogar. Die bewusst und offen geäußerten sind meist harmloser, als die bewusst subtil getätigten Diskriminierungsversuche. Am allerbesten kenne ich jedoch die am häufigsten vorkommende und hinterhältigste Variante: die naiv, dumm und unbewusst dahergelaberte, die mit einem dämlichen Gekicher garnierte, auf die man oft mit einer üblen subtilen Gegendiskriminierung antwortet, welche aber wiederum nichts bringt, weil sie auf Grund der abgrundtiefen Dummheit deines Gegenübers im positiven Sinne missgedeutet und als Selbstbestätigung mit Heim genommen wird. In dem Falle bleibt dir nur noch das barsche Brüskieren, aber das würde nur emotionales Chaos mit unwürdigem Gejammer mit sich bringen und das willst du dir nicht antun, wirklich nicht! Zumal sie dich dann im Heulton auch noch zum Täter machen, diese dreckigen kleinen Aasgeier. Sowas kann dann sogar in subkutan agierender Aggression ausarten. Es kann sogar passieren, dass du zur Projektionsfläche eines narzistischen Selbsterfahrungstrips wirst. Im schlimmsten Falle wirst du gestalkt. Im allerschlimmsten von einem völlig abstrusen Netzwerk aus rechtsnationlistischen AktivistInnen, Verfassungschutz und V-Männern ermordet.

Na, ja. Immerhin entsteht ab und an mal ein guter Witz!

Der dauernde Kulturkampf mit der Mainstream-Mehrheit ist eine zähe Angelegenheit. Man muss sich eine Reihe von radikalen Schocktherapiemethoden aneignen und dabei stark darauf achten, dass man nicht zu viel Zeit und Energie in Einzelfälle investiert, außer, man sucht kurzfristige Erbauung, oder man hängt wirklich an ihnen. Deswegen wende ich diese Form der Therapie meist nur noch an, wenn ich gleich einen Haufen Mitmenschen vor mir habe. Dann lohnt es sich wenigstens ordentlich und das in vierfacher Hinsicht: die dummen fangen’s Grübeln an, die narzistischen Psychos fühlen sich entlarvt und suchen sich ein anderes Opfer, die schlauen amüsieren sich und ich amüsier mich gleich mit.

Das beste sind Konterroutinen, die man in solchen Fällen dann wie Maschinengewehrsalven rausballert. Den Oberflächlichkeitsanteil dieser bemesse ich dabei wiederum an der Oberflächlichkeit meines Gegenübers. Je mehr er oder sie bereit ist, zu geben, desto mehr Intensität und Tiefe gibt es auch von mir, was oft auch bedeuten kann, dass es schmerzhafter wird. Aber jeder Milimeter menschlicher Nähe ist es Wert. Glaubt es mir! Nimm den Schmerz, wandle ihn um in positive Energie und gib diese ungehemmt weiter. Es lohnt sich!

Am schönsten wär’s eh ganz ohne diesen bescheuerten Hick Hack.

Und wenns gar nicht klappt, dann kann man sich ja immer noch einfach in Ruhe lassen.

In diesem Sinne: #weatleasttwo!