Fuck the National Theater

Was zu mir zu diesem Artikel eingefallen ist:

http://derstandard.at/1399506943669/Theateraergernis-fuer-das-Schablonendenken

Es geht doch gar nicht um eine politisch korrekte Forderung (zumindest geht es mir nicht darum), sondern um einen berechtigten Kampf um kulturelle Beteiligung und das nicht aus einem prinzipiellen Gleichberechtigungsdrang heraus, sondern aus der Tatsache resultierend, dass ich glaube, dass es Menschen gibt, die dieses Stück besser in die heutige zeit transferieren können und seinem Anspruch eher gerecht werden können als Simons, ja sogar besser als Genet, dessen Zeit mittlerweile vergangen ist. Nur muss dies mit Beteiligung von people of colour geschehen, denn den „weißen“ reicht ihre persönliche Erfahrung natürlich nur soweit, um ihre eigene Perspektive zu begehen, für die andere/n fehlt ihnen die Kompetenz. und genau das ist es, was ich sage: es muss jetzt mal Platz gemacht werden für all die anderen Perspektiven, die es noch so gibt.

Also statt dem herkömmlichen monolithischen Blick aus der rein nationalkulturell besetzten Perspektive, wie sie Simons offenkundig vertritt, bevorzugen wir einen Blick aus der polykulturen Realität. Darum geht es! Dafür brauchen wir Platz und Geld – keine wohlgemeinten Empfehlungen. Und während wir all dies einfordern, brauchen wir keine zynischen Vorwürfe, wir seien hinter der politischen correctness her. Die political correctness ist ein sadomasochistisches Quälobjekt, womit manche Leute hierzulande ihr Gewissen malträtieren. Ich weiss nicht, ob sich der Gegenwind, der sich gerade formiert unter diesem allgemeinen Vorwurf bündeln lässt, oder nicht vielleicht die Manifestation des Bewusstseins, dass man sich das Recht nehmen muss, ebenfalls ungerecht zu sein. Nur würde ich dann auch gerne dafür bezahlt und gefördert werden. Verstehen du? Es geht mir um Geld und um Raum. Die selbsternannte Kulturelite interessiert mich erst dann, wenn sie anfängt, sich richtig aufrichtig für mich zu interessieren und das wirrd sie nicht, bevor ich sie nicht an mindestens einer empfindlichen Stelle treffe und verletze. Dessen bin ich mir bewusst. Und da geht es mir auch um mein Ego. Also bin ich alles andere als politisch Korrekt.

Ich habe Migrationshintergrund und kann genauso ein Arschloch sein und provozieren. Es geht um die Realität da draußen. Die fordert ihren Tribut, Tag für Tag und sie wird nicht nur in eure Nationalkultur auf der Strasse eindringen, sondern auch in eure wohlsubventionierten Abo-theater und das muss sie auch. Die Preise und die Lobeshymnen, die ihr euch zuheimst, sind die letzten Zuckungen einer vergehenden Zeit.

Fickt eure politische Korrektheit Leute. Darum geht mir nicht. Es geht hier um Macht, die sich durch die Herkunft und Zugehörigkeit zu einer kulturellen Elite manifestiert. Uns hingegen geht es darum, diese Machtgenealogie zu brechen. Und das tut eben weh, wenn man zu starr ist. Wenn man flexibel genug ist und die Strömung annimmt, kann man dadurch einen Gewinn für uns alle erzeugen. Wer nicht offen und flexibel genug ist, tut sich selber weh.

Deswegen: lasst uns aufhören, uns an diesem Stück aufzuhängen. Das dient diesen affektierten Idioten nur dazu, Schlagzeilen zu machen und sich billig in den Medien zu inszenieren. Wir sorgen für die Aufmerksamkeit, die sie brauchen um sich gegenseitig ihre Preise in den Arsch zu stecken.

Wir sollten uns unserer Arbeit widmen und aufhören, uns ständig über die Arbeit von anderen aufzuregen. Mich interessiert das Rumgeeiere um das Genet-Stück nicht mehr. Faschismus und Rassismus ist auch nichts spezifisch deutsches. Das ist ein globales Problem gerade und Leute wie Simons sind hilflose Halbgenies, die den Anschluss an die Jetztzeit nie völlig auf den Punkt bringen werden, weil ihnen eben das letzte Quäntchen Demut fehlt. Sie sind geprägt vom Kolonialgehabe einer elitären Gesellschaft, auch wenn sie beteuern immer in der Opposition gewesen zu sein. Die „weiße“ Haltung – vertreten durch „die Matthäuspassion“ sitzt ihnen in den Knochen und im Grunde dienen sie immer noch ihrer feinen Herrschaft.

Das ist eben ihre Kultur – so sind die halt, ne? Vielleicht ist das ja genetisch bedingt? Ich hingegen glaube weder an Nationen, noch an ihre Theater.

FUCK THE NATIONAL THEATER !

Deutschland – was geht ab?

Der Schuhcremeabsatz wird dieses Jahr rasant nach oben steigen. Es gibt nämlich massenweise Blackfacing in Deutschland – sowie an kulturellen Eliteeinrichtungen als  auch in 2.-klassigen Operetten. „Großen“ Intendanten reden vom Theater der Nationen und behaupten, dass sie die „schwarze Kultur – vertreten durch Art Blakey – und die weisse Kultur – vertreten durch die Mathäuspassion – aufeinanderprallen lassen“.  GRANDIOS! Aber nur mal zur Rückfrage: „Waren sie schonmal in Togo und haben die Leute auf der Strasse nach Art Blakey gefragt, Herr Simons? Nicht? Dann lassen Sie sich mal inspirieren: Das wäre doch mal ein tolles internationales Projekt, dass man angehen könnte, oder? Fliegen wir doch gemeinsam nach Togo und fragen die Leute dort mal, worunter sie sich mehr vorstellen können: Art Blakey, oder die Passion Christi? Ich wette um ihre Intendantenstelle, dass es letzteres is.

Ständiges Hick Hack in den Medien, depressives gesellschaftspessimistisches Wischi Waschi Gelaber von rechtsradikalen Sozialdemokraten (Endlich traut sich mal einer versoffene deutsche Stammtischparolen öffentlich kundzutun!) und das Mitgeblöke von Elitekanacken wie Akif Pirincci, die sich ihr altes Deutschland zurücksehnen, wo sie noch die Ausnahmemigranten waren. Jetzt mitlerweile schreiben die ja alle Bücher und machen Kultur, da muss man schon was krasses bringen, um noch Aufmerksamkeit erlangen zu können (Sei dir sicher mein Freund Akif: wenn durch deine Mithilfe irgendwann die Nazis mal wieder am Werke sein sollten, in diesem Land, dann landest du sicher als erstes im Konzentrationslager).

Man könnte sagen: „Deutschland bietet gerade jetzt ein Paradies für reaktionäre Arschlöcher aller Konfessionen und Hautfarben“. Nur wenn du dir berechtigterweise bei dem ganzen Müll, der auf dich herabgeprasselt, nur mal kurz deine Verwunderung äusserst, ob des dramatischen Erdrutsches in der humanistischen kulturellen Basis dieses wundervollen Landes, dann wirst du angefeindet als „Tugendterrorist“.

Kleine grünschnabelige Abiturienten greifen dich keifend an, wenn du Sarrazin kritisierst und bemängeln dein mangelndes Verständnis für Meinungsfreiheit. Sind das etwa keine Tugendterroristen? Muss ich denn jeden Scheiss lesen, den sich irgendwelche Hirntoten in diesem ehemaligen Land der Dichter und Denker aus ihren luftleeren Schädeln pressen, damit ich deinem Demokratieverständnis entspreche, du kleiner Hosenscheisser? Du bist doch auch in diesem Land grossgeworden, wo drei radikale Idioten gestützt von einem Riesennetzwerk an Unmenschen, die sich in staatlichen Organisationen, wie der Polizei, dem BND und staatsfeindlichen rechtsradikalen Netzwerken tummeln, über ein Jahrzehnt unschuldige Menschen terrorisieren und ihrem Hass freien Lauf lassen konnten? Oder? Und ich muß mir anhören, die islamische Kulturprägung wäre ja von Haus aus aggressiv und somit problematisch? Deine Mudda is aggressiv und problematisch, würde ich mal sagen, du kleiner Ignorant! Mehr als die wahrscheinlich aber dein Vadder, wohl!

Also kommt mir nicht mit der gentheoretischen Rechtfertigung für eure nationale Unfähigkeit, globale Zusammenhänge zu begreifen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Sarrazin ist eine senile Heulsuse und der beste Vertreter einer Sozialdemokratie, die über weite Strecken versagt hat und vor lauter Hilf- und Perspektivlosigkeit zurückdrängt in die Verteidigung dessen, was sie großherzig verspielt hat: Das souveräne Vertrauen in die Kraft der Aufklärung. Weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war die überhebliche Aura der Aufklärung zu genießen.

Und was ist jetzt? Die Kanacken betreiben Wissenschaft, sie schreiben Bücher, machen Kultur, können reden, sich artikulieren. Ja, das kann doch nicht angehen? Ihr verliert doch nicht eure kulturelle Übermacht an den Pöbel? So weit kommts noch? Also was machen? Was man eben macht in einem hochentwickelten Land: Man diffamiert, betreibt Medienhetze und Lobbyismus. Das Problem ist: Das können die Kanacken bald fast genausogut. Was bleibt dann noch?

AFD wählen, was sonst?

ein statement für alle, die an meiner position in der ganzen theater-migränedebatte interessiert sind

mein kommentar zu einem artikel, der auf nachtkritik.de erschienen ist:
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=8851:muenchner-diskussion-ueber-menschen-mit-migrationshintergrund-am-theater&catid=101:debatte&Itemid=84#comment-39412

jopp

es geht um klassenkampf und es geht um die verteilung des kuchens. exakt.

es könnte auch darum gehen, den kulturetat des bundes um ein wesentliches zu erhöhen. es könnte auch darum gehen, dass man strukturellen rassismus frühzeitig erkennt und sich damit auseinandersetzt. es könnte auch darum gehen, dass man es akzeptieren kann, wenn menschen, die systematisch subtil ausgegrenzt werden, ihre lust und freude an der kultur anfordern, dass man dies einfach auch mal zulassen kann und sich ihre meinung mal anhört.

es könnte auch darum gehen, dass man sich vergegenwärtigt, dass das subjektive empfinden einer kulturellen oberhoheit in seiner „heimat“ ein bedürfnis ist, das deutsche mit dem rest der welt durchaus teilen. gehen sie in ein dorf im nigerianischen edo state und sie werden auf irgendeine kulturautorität treffen, die ihnen vom hohen entwicklungsstatus seiner kulturellen tradition erzählen wird, oder gehen sie nach anatolien, oder nach thessalien, ins baskenland oder sonstwohin.

ich will damit nur sagen: „wir“ deutschen sind in der hinsicht nichts besonderes. wir haben die leitkultur nicht mit löffeln gefressen. wenn ich mich kritisch dagegen äussere, dann tue ich das, weil ich gerne hier lebe und diese gesellschaft, in der ich verortet bin liebe.

sprich: ich fühle mich in allen kulturen heimisch, mit denen ich mich befasse und empfinde dort auch eine spezielle verantwortung, mich mit wort, tat und meinung einzubringen. denn es liegt mir am herzen und die überhebliche haltung mit der sich menschen überall auf der welt über andere stellen, aufgrund von religiösen, kulturellen, ethnischen oder sonstigen unterschieden tut mir seit meiner kindheit einfach weh, denn ich kenne sie gut. ich bin sensibilisiert.

das ist der grund, warum ich mich hier einbringe. der grund, warum ich so provokativ bin ist eigentlich nur folgender: wenn ich mich nicht drastisch äussere, dann hört mir einfach keiner zu! ich bin mitlerweile 45 jahre alt und habe erst vor kurzem angefangen, mir eine strategie auszudenken, wie ich mal menschen erreichen kann, die mich aufgrund meines namens schonmal erst gar nicht für voll nehmen. sie brauchen sich jetzt nicht zu wundern. das ist tagtäglich gang und gebe hier in diesem land.

diese formen der ausgrenzung gibt es weltweit. ich befasse mich aber mit denen, die in deutschland und der türkei passieren. warum? weil das meine beiden heimaten sind. weil ich mich in diese systeme eingebunden fühle. ich stehe damit auch zu meiner verantwortung als teil der menschlichen gesellschaft.

in dieser diskussion geht es mir nicht nur ums theater. es geht mir um das ganze soziale/gesellschaftliche system, in dem wir leben. ich fühle mich nicht wohl, wenn beamte des bnd und der polizei fast 10 jahre lang eine fiktive dönermafia bekämpfen und dabei hunderte unschuldige menschen drangsalieren, bedrohen und diskriminieren, während 3 mordlüsterne voĺlspongos mordend durchs land ziehen. ich fühle mich nicht wohl, wenn in deutschland im 21.jahrhundert ein mann 1,5 millionen exemplare eines machwerkes verkaufen kann, in dem er behauptet „muslime seien genetisch bedingt“ nicht in der lage sich zu integrieren!

wenn solche dinge in deutschland passieren, dann deswegen, weil eine masse an menschen ganz viel angst und gefährliche bilder im kopf hat. angst for dem vermeintlich „fremden“. das fremde wird momentan mit dem begriff migrant verbalisiert und das wort migrant dringt in abstufungen in die wahrnehmungsebene der heimatlich hier selbstverorteten menschen vor. die bedrohlichste stufe nehmen folgende attribute oder zuordnungen ein: türken, afghanen, pakistanis, roma, afrikaner (in diesem zusammenhang fällt auch oft das wort „muslimisch“ oder „muslimischer kulturkreis“)

dabei richtet man sich eben nicht nach der wörterbuchdefinition, sondern nach einer machtbasierten faschistoiden eigendefinition, die nach tageslaune variieren kann. heute steht die kopftuchtragende frau im vordergrund, morgen ist es der afrikaner, übermorgen vielleicht der bulgarische billiglohnarbeiter.

diese menschen werden oft genug auf eine anmassende weise als kulturell desinteressiert, als unqualifiziert, als artikulationsunfähig und unmündig eingestuft. ich rede hier von einem generellen bild, dass in der gesellschaft vorherrscht.

was mich an dieser sache stört ist folgendes:

die selbsternannte hochkultur fungiert in diesem kontext als prägeinstrument für eine kulturelle elite. sie setzt bilder fest und verstärkt sie. sie hat symbolische sendekraft. die art wie an einem solchen haus mit kultureller heterogenität umgegangen wird, prägt auch den rest der gesellschaft. deswegen tragen diese institutionen gesellschaftlich eine grosse verantwortung. eine solch heterogene vielfalt, wie sie in dieser gesellschaft mitlerweile zu tage tritt, muss sich in den grossen kulturellen institutionen, in der freien kultur- und kunstszene, in den medien, in der politik, in den politischen verwaltungen wiederfinden – nicht nur an exotenpositionen, sondern sparten und hierarchienübergreifend. man muss mit allen menschen auf augenhöhe kommunizieren, in dem vertrauen, dass die gesellschaft auch in der lage ist, ein gemeinsames niveau zu halten.

wo ist das bitte möglich, wenn nicht in deutschland? es gibt weltweit nicht so viele länder, die solch grosses potenzial alleine aus ihrer humanistischen tradition schöpfen können? haben wir nicht alle mehr vertrauen verdient?

alle menschen in dieser gesellschaft haben dieses vertrauen verdient. auch die menschen, die im osten dieses landes seit jahrzehnten als verlierer der wiedervereinigung herausgegangen sind.

natürlich geht es um ein klassending. alle menschen haben den zugang zu kunst und kultur verdient.

die hochkulturvertreter unterteilen gerne in niederschwellig und hochschwellig. dabei ordnen sie gesellschaftliche gruppen, einem perfiden automatismus folgend, je nach stigma einer dieser beiden gebiete zu. durch eine abscheulich elitäre haltung werden menschen vom kulturbetrieb ferngehalten. im nachhinein beklagt man sich dann über das vermeintlich mangelnde interesse. man muss sich jedoch mehr mühe geben mit den mitgliedern einer heterogenen gesellschaft. man muss türen öffnen, einladen und reinlassen. viele barrieren gründen nicht auf niveauunterschieden, sondern liegen eher im gesellschaftlich-zwischenmenschlichen bereich. das führt dazu, dass viele grossartige potentiale nicht genutzt werden können.

verstehen sie mich endlich richtig: mir liegt die kulturelle entwicklung dieses landes am herzen. ich habe bisher mein bestes getan. ich setze mich tagtäglich mit der geschichte, der sprache, den kulturen dieses landes auseinander. Ich bin dankbarer absolvent eines geisteswisschenschaftlichen studiums in münchen. ich habe mich mit den grundfesten der westlichen zivilisation beschäftigt.

ich spreche fliessend türkisch und deutsch und bewege mich in beiden ländern so, wie man sich zuhause eben bewegt.

ich habe meine hausaufgaben gemacht. jetzt sind sie an der reihe. mit „sie“ meine ich diejenigen, die mir immer noch eine deutschlandfeindliche gesinnung vorwerfen.

ich fordere einfach nur eine würdigung meiner existenz und die anerkennung meiner herzlichen verbindlichkeit, die annahme meines beitrages zur gesellschaftlichen verantwortung in diesem land.

in diesem sinne verabschiede ich mich nun aus diesem reigen mit einem herzlichen: „heidewitzka“

Ich mag Berlin im Winter

Kotti

Kotti

Ja, ich komme gerne nach Berlin im Winter
Es ist kalt, diesig, oft neblig
Wenn es so richtig Winter ist in Berlin,
dann gibts immer so Eisdämme auf dem Gehweg
Oder Eisplatten auf dem Pflaster, weil kaum gestreut wird
Vielleicht ist es jetzt nicht mehr so, weiss nicht

Ich komme lieber im Winter nach Berlin, als im Sommer
Im Winter ist Berlin richtig Berlin
So denke ich als Münchner
Berlin ist ne Winterstadt
München ist ne Sommerstadt

Kreuzberg ist wie eine Modell-Landschaft
Alles da, wie ausm Baukasten
Der Junkie am Bankautomaten am Kotti
Hinter ihm der Dealer, der auf sein Geld wartet
Die türkische Bäckerei
Die Verköstigung der Obdachlosen
Die kurdischen Intellektuellen, fachsimpelnd auf der Strasse

Man spricht englisch und türkisch allenthalben
Es schmeckt lecker überall
Ich sitz im Hasir Restaurant und ruf ne Freundin an
Sie sagt: nicht bei den Faschos essen!
Ich sag: komm machma ne Ausnahme, hab schon bestellt
Das war schon immer so: die Faschos machen gutes traditionelles Essen

Beim Oktoberfest trinkt man ja auch sein Bier bei den Faschos?
Was soll man machen?
Die muss es ja auch geben, die Hornochsen
Wär ja langweilig
Überall nur friedfertige Alternative
Da dreht man ja durch

Ein alter kurdischer Linksaktivist fährt auf dem Fahrrad durchs Viertel
Er wettert gegen den Koalitionsvertrag zwischen SPD und Union
Durch ein Megafon
Politbeschallung des ganzen Viertels
Einem hats die Sicherung komplett rausgehaun
Der hat nen Tick, geht nur Rückwärts
Bin ihm Gestern 3 mal begegnet

Die Türken, die was auf sich halten machen jetzt kein Döner mehr
Die machen Holzofenpizzerien auf
Pasta und Pizza ist der neueste Hit in Kreuzberg
Spätkaufs verkaufen internationale Literatur und DVD’s
Nazis hab ich noch keine gesehn
Aber so weit können die nicht sein, die Drecksäcke

Berlin ist schon geiler als München
Da brauchst nix sagen
Aber München ist schon auch ein bisschen geil
Das ist der Grundcharakter Münchens:
Wenig viel und dafür viel ein bisschen

Ein bisschen originell
Ein bisschen Szene
Ein bisschen Sexy
Ein bisschen von allem
Ein bisschen Mode
Ein bisschen Laune
Ein bisschen Revolution
Ein bisschen Schampus
Ein bisschen Berlin
Ein bisschen Ibiza
Viel Wurscht
Viel Bier
Viel Fussball
Viel Amigos
Viel Geld
Viel Knödel und braune Sosse
Viel Alkoholiker
Ein bisschen Liebe
Ein bisschen Frieden
Ein bisschen Gerechtigkeit
Ein bisschen Humor
Ein bisschen Grantln
Ein bisschen Salz auf der Brezn
Ein bisschen Ahnung
Ein bisschen geht immer

Und Berlin wird morgen früh wieder diesig sein
Und der Bettler auf der Strasse wird mir einen schönen Tag wünschen, nachdem ich stumm und mürrisch an ihm vorbeigegangen bin
Und der Junkie wird seinen Dealer fragen: Ick wes ja, datte mir kene Kopfschmerztabletten andrehn tust, wa? klar sollste ja dein jeld kriegn, aber du verarschst mich nich, wa?
Der Dealer: Komm jetze mach mal hier, hol ma det Jeld ey!
Und grün funkelt die Leuchtschrift: Zentrum Kreuzberg

Die Menschheit besteht aus Opportunisten und Punks

Man redet über Opportunisten, als ob sie die Symptome einer Krankheit wären, die ab und an als notwendiges Übel die Menschheit belasten würden. Dabei muß man sich immer wieder vergewissern, dass es eigentlich umgekehrt ist. Die Anpassungsfähigkeit ist das, was eine erfolgreiche Spezies im Verlauf der Evolution auszeichnet. Der Mensch ist definitiv die erfolgreichste Spezies auf diesem Planeten, also kann man davon ausgehen, dass verdammt viele Mitglieder der menschlichen Population auf der Erde äußerst anpassungsfähig sind.

Die erfolgreichsten unter ihnen werden vom Rest mit großem Neid bedacht. Das gehört zur Evolution dazu. Deswegen werden sie von der Masse als „Opportunisten“ negativ gebrandet. Aber im Grunde sind sie selber auch nicht viel anders, sie sind nur nicht so geschickt, ihre Anpassungsfähigkeit (die wichtigste Tugend, die man im Überlebenskampf besitzen muss) nicht so weit entwickelt.

Und dann gibt es noch diejenigen Sturköpfe, die mit enormem Energieaufwand, auf fast selbstzerstörerische Weise und mit makaberem Witz sich einen Spass daraus machen, dieses Naturgesetz ständig ad absurdum zu führen. Das sind diejenigen, die auf die Grundregeln der Evolution, von denen sie so abhängig zu sein scheinen, einfach mal scheissen. Diejenigen, die ihre Existenz der sinnlichen Lust und der Freiheit des Geistes opfern. Das sind die Punks.

Also haben wir eine breite Masse, die einem allgemeingültigen Standardtraum hinterherlaufen,
eine Minderheit, die ihn leben
und eine weitere Minderheit, die den Standardidealen ihren Rücken zuwenden und an ihrem ganz besonderen eigenen Traum bauen.

Man darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht vergessen, dass die Träume der Aussenseiter, besonders in der Gegenwart, nicht mehr allzulange im Abseits geträumt werden. Der Mainstream braucht in immer kürzeren Abständen immer wieder frische Träume. Dann ist die Idee des Punk gefragt. Sie wird aufgegriffen, zurechtgestylt und vergoldet, wird sozusagen selber zum Allgemeinen und plötzlich rennen alle dem neuen Standard hinterher.

Und so dreht sich das Rad ständig weiter. Also ist man im Grunde nur ein guter Punk (und damit ist nicht unbedingt nur der Klassiker mit dem gefärbten Iro gemeint – Punk kann jeder sein), wenn man sich der Veredelung seiner Idee erfolgreich widersetzt. Die Utopie zu leben – darum geht es wohl beim Punk. Aber die schnelle Abfolge innerhalb des genannten Turnus, lässt die Grenzen zwischen Punk und Grossopportunisten immer mehr verschwimmen.

Diese Grenze muß eigentlich klar gezogen sein! Ansonsten wird man doch nur billig verscherbelt?

Die Lösung: Geld verbrennen im Theater?

Wem gehört die Stadt?
Wem gehört das Theater?
Wer verhindert den guten Geschmack postmoderner Architekten?
Wer gebietet über den schlechten Geschmack von Intendanten der öffenlich-rechtlichen Sender?
Warum muß ich für beides teuer bezahlen?
Wem gehört das wahre Gut auf Erden?
Wer muss sich stattdessen mit Nullen und Einsen auf seinem digitalen Girokonto begnügen?
Wem gehört die Kultur?
Wer hat das Recht sie zu erfahren?
Wer muss draussen bleiben und jämmerlich vor den Toren der hochsituierten Zivilisation ersaufen?
Welche Rolle spielst du?
Wer hat das Recht, sich über eine neue Form der Jugendkultur in den Armenvierteln Südafrikas zu empören, in der sich die Kids, die gar nichts haben über sündhaft Teure Klamotten definieren, für die sie fast Ihr Leben geben?
Welches Geld hat materiellen Gegenwert?
Kann Geld auch ideellen Gegenwert besitzen?
Wer kann eines von beiden belegen?
Hast du schon mal daran gedacht, Geld zu verbrennen?
Siehe hier: http://www.indiepedia.de/index.php?title=The_KLF_verbrennen_eine_Million_Pfund

Frage an die Redaktion: Ab wann wird man zum Diktator?

Wir überlesen es meisst und dadurch akzeptieren wir es automatisch. Das ist wie, wenn man beim Onlinekauf die AGB’s einfach ohne durchzulesen als akzeptiert wegklickt:

Bashar al Assad wurde früher in den Medien als Staatschef bezeichnet. Mitlerweile nur noch als Diktator. Ich bezweifle jedoch, dass sich seine politische Haltung in der Zwischenzeit wesentlich geändert hätte. Und wenn ja: wer vermag das zu beurteilen?

Weshalb also gerade jetzt eine andere Titulierung?

Extreme Persönlichkeitsmutation?

Entdecke den Clown in dir!

Also am unverständlichsten fand ich ja die Entrüstung in Italien, die gerade ihre Wogen schlägt. Da sagt der Steinbrück einmal in seinem Leben was sinnvolles, wenn nicht sogar sinnliches – und keiner weiss es zu schätzen:

Berlusconi und Grillo sollten mal zu ihrer Berufung stehen meiner Meinung nach. Der Beruf des Clowns ist doch wohl einer der wichtigsten und ehrenvollsten Lebensaufgaben, die einem Menschen vom Schicksal auferlegt werden können. Wenn wir uns den Beruf des Realpolitikers hingegen betrachten, was erblicken wir denn da? Meistens nur machtsüchtige, armselige Gestalten, die zugrunde gehen an ihrem Narzismus und ihrer Egomanie.
Steinbrücks Aussage trifft es meiner Meinung nach exakt auf den Punkt und nicht nur allgemein, sondern genau auf den Zeitpunkt bezogen: Beides sind Menschen, die gerade am Schnittpunkt, sozusagen am Übergang stehen, nämlich von dem einen Zustand in den anderen. Grillo war Komiker, Clown und würde zum Realpolitiker mutieren, bei Berlusconi geht die Reise hingegen nun endgültig in die andere Richtung.
Beide sollten zu ihrer ehemaligen und zukünftigen Aufgabe stehen. Es ist eine Ablöse, wie sie im Bilderbuche steht. Und wenn Steinbrück Kanzler wird, dann hat er vielleicht auch mal die Gelegenheit dazu, seinen inneren Clown zu entdecken. Wir wissen ihn schon lange als solchen zu schätzen. Im Grunde gibt es da doch nichts zu nölen, denn im Wesen eines jeden Menschen schlummert (Gott sei dank) „der Clown“.