Über Triptonious Coltrane

Triptonious Coltrane prefers sweet breakfast

Schmachtfetzen #4: „Haberin Var Mı?“ von Fikret Kızılok

Haberin var mı?

Haberin var mı?
Terk etmedi sevdan beni
Aç kaldım, susuz kaldım gecelerce

Geceler geceler

Yastığımda, düşümde, içimdesin
Bir hain bıçak gibi kalbimdesin
Dermanı yoktur bilirim

Tütünsüz, uykusuz kaldım
Terk etmedi sevdan beni
Aç kaldım, susuz kaldım gecelerce

Geceler geceler

Yastığımda, düşümde, içimdesin
Bir hain bıçak gibi kalbimdesin
Dermanı yoktur bilirim

Weißt du überhaupt davon?

Die Liebe zu dir hat mich nie verlassen.
Ich leidete hunger und Durst all die Nächte,

die Nächte, die Nächte.

Du bist in meinem Kissen, in meinem Traum,
in meinem Herzen wie ein hinterhältiges Messer.
Ich weiß, es gibt keinen Trost.

Ich bin ohne Tabak, ohne Schlaf geblieben.
Die Liebe zu dir hat mich nie verlassen.
Ich leidete hunger und Durst all die Nächte,

die Nächte, die Nächte.

Du bist in meinem Kissen, in meinem Traum,
in meinem Herzen wie ein hinterhältiges Messer.
Ich weiß, es gibt keinen Trost.

Kulturstrand München: „Die Suche nach dem verlorenen Kuvert“

Es passieren wieder komische Dinge im Zuge der Kulturstrand-Ausschreibung!

Ein Schelm, der Böses vermutet:

Real_Muenchen_eV_Team_2

Von l. nach r.: Mehmet Birinci, Luisa Berauer, Janine Bogosyan, Tuncay Acar

Man stelle sich vor, man sitzt im Vorstand eines frisch gegründeten Vereins, der es sich auf die Fahne geschrieben hat, einen Beitrag für den Ausbau der kulturellen Vielfalt in München zu leisten. Hochmotivierte Menschen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe, alles erfahrene Akteure der Münchner Kulturszene, kommen zusammen, um sich ehrenamtlich wöchentlich zu treffen, um einer gemeinsamen Vision zu folgen: Konzerte, Ausstellungen, Performances, Kunst- und Kulturprojekte mit einem reichen, bunten Angebot für München auszuarbeiten, zu organisieren und anzubieten (s. Selbstdarstellung im Anhang). Dann beschließt man, als Verein an der Ausschreibung über die Vergabe des Kulturstrandes am Vater-Rhein-Brunnen teilzunehmen! Warum auch nicht? Das wäre doch die geeignete  Bühne für unser Vorhaben?

Nun: Unser Verein heißt „Real München e.V.“ und die Bewerbung gibt es tatsächlich. Ein Gastropartner (Florian Schönhofer vom Café Kosmos) wurde gefunden, in wochenlanger Arbeit ein Programm zusammengestellt und ein Antrag formuliert. Am letzten Tag der Frist wurde hochmotiviert stundenlang der letzte Schliff angelegt, der Antrag ausgedruckt und von unseren Vorstandsmitgliedern Luisa Berauer und Tuncay Acar mit dem Taxi zur Pforte des Rathauses gebracht. Die Abgabefrist endete am 31.01.2017 um 23:59 Uhr. Punkt 23.30 Uhr – also noch eine halbe Stunde vor Ablauf der Frist – kamen sie dort erschöpft aber letztlich erleichtert an.

Der freundliche Pförtner, machte noch einen charmanten Witz, nahm das Kuvert entgegen, stempelte es mit dem aktuellen Tagesstempel “eingegangen am 31.01.2017” ab, zeigte ihn den beiden mit einem breiten Grinsen im Gesicht, wünschte viel Erfolg und teilte ihnen mit, dass somit alles vorschriftsgemäß abgegeben wurde. Kurz vor knapp – aber geklappt! Juche, was kann da noch schiefgehen? Die beiden Real Münchner gingen daraufhin nach einem bis zur letzten Minute aufregenden Bewerbungs-Marathon erschöpft nach Hause und schliefen den Schlaf der Gerechten.

In den nächsten Tagen beantworteten wir Anfragen der Presse, so wie es sich für einen engagierten Verein mit einer guten Pressearbeit gehört. Die Journalisten waren über die Ausschreibungs-Anwärter schon früh aufmerksam geworden, es wurden Artikel in SZ, TZ, Focus, Mucbook, usw. lanciert. Der Real München e.V. wurde in einem Artikel der SZ auch als einer der „akzeptierten“ Bewerber bezeichnet. Soweit eine erfreuliche Angelegenheit und auch eine klare Tatsachenlage, so schien es. Aber die Bewerberinnen und Bewerber vom Real München e.V. sollten in den folgenden Tagen noch mit den Mysterien Stadtverwaltung konfrontiert werden.

Tatsächlich flatterte Mitte Februar ein Bescheid des Kreisverwaltungsreferates vom 09.02.17 beim Vorsitzenden Tuncay Acar ein, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass der Antrag leider nach Ablauf der Frist, nämlich am 01.02.17 in der Poststelle des KVR eingegangen sei und demnach nicht mehr zum Auswahlverfahren angenommen wurde. Angefügt war der nackte Antrag (ohne das ursprüngliche Kuvert) mit einem Eingangsstempel der KVR-Poststelle auf der ersten Seite: 01.02.2017!

Aber man ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Schließlich war die Sachlage ja glasklar! Erstens waren sie bei der Abgabe zu zweit gewesen und zweitens gab es ja noch den Pförtner, der den Eingang sicher auch bezeugen könnte! Außerdem sind Münchens Verwaltungszentren videoüberwacht. Das wird sich schon aufklären, dachte man sich! Formgerecht wurde ein Einspruch verfasst, ans KVR geschickt und mit den Verantwortlichen des KVR telefoniert. Diese beriefen sich auf die Tatsache, dass der Antrag zumindest beim KVR ohne Kuvert eingegangen sei, und meinten, dass sie sich jedoch um eine Überprüfung des Falles bemühen werden. Man solle doch Geduld haben. Es wäre auch in ihrem Sinne, die Sache sobald wie möglich zu klären, um eine Verzögerung des Gesamtprozesses zu vermeiden.

Es entsprach nicht der optimistischen Grundphilosophie des Vereins, den Ausschluss aus dem Ausschreibungsverfahren an die Öffentlichkeit zu kommunizieren und da man schließlich sicher war, dass man im Zusammenschluß mit den städtischen Gremien dieses unerfreuliche Missgeschick sicherlich klären würde, hat man eben so weitergemacht, wie gehabt, bis am 12.03.17 schließlich das lang erwartete Resultat der Überprüfung ankam (s. Anhang). Darin wurde der Ausschluss aus dem Bewerbungsverfahren endgültig bestätigt und folgendermaßen begründet:

Wie bereits im Bescheid vom 09. Februar 2017 ausgeführt, haben wir Ihre Bewerbungsunterlagen ohne Kuvert und mit Eingangsstempel vom 01. Februar 2017, also nach Ablauf der Päklusionsfrist, erhalten.

Es wurde uns seitens der zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus versichert, dass Postsendungen, die samt einem Kuvert im Rathaus abgegeben werden, stets auf dem Kuvert gestempelt und vollständig – also mit Kuvert – an die zuständigen Dienststellen zugeleitet werden.

Anhaltspunkte für eine fehlerhafte interne Zuleitung resp. Stempelung liegen nicht vor.

Insofern ist hier leider festzustellen, dass Sie Ihren Sachvortrag nicht hinreichend glaubhaft machen konnten. Letztendlich ist für uns die formelle Beweiskraft des Eingangsstempels entscheidend.

Wir bedauern, Ihnen keine anderslautende Mitteilung geben zu können. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ein solches Vorgehen aus Gründen der Gleichbehandlung aller Bewerber und Bewerberinnen im Rahmen der Strandveranstaltung erforderlich ist.“
Potzblitz! Das ist mal eine Ansage! Und die Zeit spielt nun auch noch gegen uns. Wir müssen den Gegenbeweis bringen für deren Schlamperei?! Na gut, wir legten los:

Es folgten einige Telefonate mit den Zuständigen im Kreisverwaltungsreferat, die sich dieses Malheur auch nicht erklären, aber im Endeffekt auch nichts bewirken können (oder wollen). Man zeigte sich bedauernd, aber auch sehr uneinsichtig. Schließlich läuft es darauf hinaus, dass die Pflicht der Aufklärung im Grunde dem Antragsteller überlassen wird.

Der einzige Weg: Wir müssen mit dem Pförtner reden – der sei nur leider mittlerweile bis Anfang April krankgeschrieben und nicht befragbar, hieß es aus dem Rathaus. Überwachungskamera? – Da kommen wir leider nicht ran. Anwalt und einklagen? Nicht unser Stil. Zu viel Aufwand, Ärger, Zeit und Geld. Außerdem haben wir uns für diese Ausschreibung nicht beteiligt, um dann ewigen Justizstress durchstehen zu müssen. Wir brauchen unsere Energie für unsere Kulturarbeit und die ist eh schon fordernd genug!

Auf die Frage, wie man sich denn das vorstelle, man ja die Sache nicht einfach so im Stadtgeflüster verhallen lassen könne, antwortete der Sachbearbeiter im KVR unserem Vorstandsvorsitzenden: “Herr Acar, am besten sollte es nicht einmal ein Geflüster geben. Ich empfehle Ihnen, so wenig wie möglich an die Presse weiterzugeben”.

Dazu das Statement unseres Vereinsvorstandes:
“Ein Geflüster lässt sich in diesem Falle leider nicht mehr verhindern. Das wird es hoffentlich schon geben. Denn uns ist hiermit ein Unrecht widerfahren, dass wir jetzt eigentlich mit Anwalt und dem ganzen juristischen Hick Hack verfolgen müssten. Wir haben aber keine Lust darauf! Dazu sind wir nicht angetreten, um uns auf juristischer Ebene mit der Stadt zu raufen. Wir werden weitersuchen, nach der geeigneten Plattform für unser Anliegen und unsere Energie nicht mit einem Rechtsstreit verschwenden.
Also liebe Münchner, wir hätten uns gerne in diesen Prozess eingebracht, aber unter diesen Umständen wird das wohl nicht möglich sein.”

Und wir möchten betonen:
Wir halten uns heraus aus allen möglichen Spekulationen, um eine vorsätzliche Manipulation des Bewerbungsprozesses. Es kann auch sein, dass die Poststelle des Rathauses einfach das Kuvert verschlampt hat und sich nun weder Rathaus noch KVR der Verantwortung stellen wollen. Das ist aber nicht unser Problem! In unseren Augen wirkt das ganze unseriös und auch zuweilen etwas dubios. Außerdem denken wir, dass es nicht unsere Aufgabe ist, zu klären, wo der Fehler im Prozess liegt. Vorliegen tut er auf jeden Fall! Wir fanden nur, das muss an die Öffentlichkeit.”

Aber unsere Vision funktioniert auch ohne Kulturstrand. Nun suchen wir Hilfe für unser Projekt “Real München”: einen neuen Ort, Unterstützer, Förderer, Stiftungen, Aufmerksamkeit. Das Konzept ist auch in einem anderen Rahmen nutzbar und liegt fertig – ohne Kuvert – auf unserem Schreibtisch!
Pressekontakt:

Janine Bogosyan
0176-24892724
janinebogosyan@gmail.com

Der Hass

Hey du!

Kennst du den Hass?
Oder kennst du ihn nicht?

Den blanken, ungehemmten Hass?

Mir ist er ein Paar mal begegnet.

Abgrundtief, kompromislos, von panischen Ängsten geplagt und genährt, oft nach einer moralischen Rechtfertigung suchend, aber letztendlich sich suhlend im eigenen Egozentrismus.

Sein Ursprung liegt wohl in Urzeiten und ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Er ist nachtragend, taucht mit Vorliebe aus der persönlichen Kränkung heraus und tarnt sich gerne mit Identität.

Nein, ich meine nicht die Abneigung, oder die Antipathie.

Ich meine den Hass, von dem sie alle reden.

Kennst du den?
Fühlst du ihn sogar?

Hasst‘ du mich vielleicht auch?
Einfach so, weil ich bin, wer ich bin?

Bist du jemand, für den Hass Lust bedeutet?
Wonne, Erbauung, Futter für den Geist?
Dann bist du der Hass?
Somit zählen für dich nur die Hassenden?
Egal auf welcher Seite?
Die übrigen sind nur Opfer?

Oder bist du jemand, der ihn am eigenen Leibe spürt?
Täglich?
Seit Jahren?
Seit deiner Geburt?
Du kennst gar kein Leben ohne Hass?
Deine Haut ist impregniert vom Hass anderer?
Er greift ein in dein Denken und Handeln, begräbt dich in Lethargie?

Oder bist du jemand, der so etwas bisher weder empfunden, noch erfahren hat?
Rein, wie die Milch, glücklich, strahlend?
Verständnislos achselzuckend eingebettet in eine sorglose Normalität?

Oder bist du jemand, der gehasst hat, gehasst wurde und somit ein Leben ohne beidem nur gar zu schätzen weiß?

Oder bist du jemand, der zwar selber nichts von beidem erfahren hat,
aber die Auswirkungen auf andere Menschen durchaus?

Und? Wie hast du reagiert?
Überhaupt nicht?
Partei ergriffen?
Für wen?

Wie antwortest du auf Hass?
Mit Hass?
Mit Liebe?
Oder Ignoranz?

Oder bist du gar der Hass?

Und der Mensch erschuf Gott nach seinem eigenen Ebenbild.

Lasst euch nicht’s einreden! Menschen sind Menschen. „Kulturkreise“ gibt es nicht. Die Unterteilung von Menschen in solche ist eine Unverschämtheit. Menschen aus bestimmten Ländern, Regionen, Menschen mit dunkler Hautfarbe, gekräuselten Haaren haben keine angeborenen schlechten Charaktereigenschaften. Sie sind nicht viel besser, oder schlechter, als Menschen, die einem hier lokal gültigen Schönheitsideal entsprechen.

Im Generellen sind wir Menschen – leider sehr sehr oft – einfach unverschämt und undankbar. Das ist aber unser Problem und hat sonst niemanden zu belasten. Also wenn wir in unserer Überheblichkeit Bockmist bauen, dann neigen wir dazu, diejenigen zu beschuldigen, die wir damit eigentlich benachteiligen. So sind die meisten von uns, obwohl wir immer genau das Gegenteil behaupten. Wir sind skrupellos und grausam. Warum? Weil wir uns vor unserer menschlichen Weiterentwicklung fürchten! Sogar mehr, als vor dem Untergang unserer ach so schönen Welt. Über die letzten Jahrtausende konnten die monotheistischen Gottheiten Gott, Allah und Jehova uns bei vielen Themen und Angelegenheiten, die unsere Seelen beschäftigten helfen, aber bei der Lösung dieser Frage haben sie leider bisher nichts bewirken können.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir sie geschaffen haben und nicht umgekehrt. Ja, Ich glaube, dass der Mensch Gott nach seinem eigenen Ebenbild geschaffen hat, um ihn zu benutzen. Wir halten uns selber für Gott. Und das ist auch der Sinn aller abrahamitischer Religionen. Sie sind meiner Meinung dazu da, die Selbstherrlichkeit des Menschen zu legitimieren.
Nein, ich bin kein Misanthrop. Ich glaube nur, dass – wenn wir uns schon große Reformen und Fortschritt auf unsere pompösen Fahnen schreiben – wir ersteinmal in der Lage sein sollten unser eigenes persönliches Leid, unsere Ängste, unser Elend und unsere Traumata anzuerkennen und sehr tief in uns selber zu blicken.

Das geht schon. Keine Angst! Es ist besser sich jetzt damit zu konfrontieren, als kurz vor dem Tod seinem überladenen hässlichen Gewissen gegenüberzustehen. Das ist viel viel härter. Wetten?

NAFRI’s? WTF?

Die Zeit vergeht! Ich bin 1968 in München geboren worden und lebe seitdem mit einigen kleinen Unterbrechungen hier. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass dieses Volk sich mal in einer ähnlichen Form und so massiv über rechtsradikale Straftäter aufgeregt hätte, wie es sich gerade über „NAFRI’s“ echauffiert.

Noch nie!
Nicht ansatzweise!
Nicht mal nach Mölln und Solingen!
Nach keinem Fackellauf der Nazis in Dresden, nicht nach den NSU Morden, nicht nach den hunderten von gewaltbereiten Übergriffen von rechts auf geflüchtete und Menschen mit anderer Hautfarbe oder Hintergrund,
ob mit toten oder verletzten Opfern
und auch nicht nach den letzten Ausschreitungen in Bautzen, Clausnitz und Heidenau.

Da wurde die Kanzlerin auf offener Strasse als „Fotze“ beschimpft und Polizisten lebensgefährlich bedroht.

Auch die Zusammenhänge zwischen dem Verfassungsschutz und dem letzten Berlin Attentat interessiert die Masse einen feuchten Dreck.

Keine nennenswerte Empörung kein Gezeter! Bestenfalls bemüht nüchterne Analysen und besserwisserisches Getue.

 
Aber bei dem Thma NAFRIs kann die deutsche Masse emotional werden. Aha!
 
Mit dem jetzigen Geheule und Gegeifere waren die Reaktionen damals jedenfalls kaum zu vergleichen.
 
Und wie hoch der Contenance-Verlust plötzlich dann doch sein kann, wenn eine Grünen-Politikerin mal klar ihre Meinung zu Racial Profiling äussert? Man merkt: Das passt  jetzt gar nicht in die allgemeine Lauflinie! Nicht mal ihren Parteigenossinnen und Genossen.
 
Als ob nicht fast jeder hier in diesem Land wüsste, dass nicht nur die Kölner, sondern auch die Polizei Bundesweit solche Sondereinsätze durchaus in den Griff kriegen könnte, auch ohne die leute nach rassistischen Merkmalen auszusortieren und willkürlich zu durchsuchen.

Erzählt mir doch nix!
Und dann noch die unverschämte Äusserung: „Racial Profiling rettet leben“!
Komme geht’s weida! Wo war euer so erfolgreiches Profiling bei all den toten Opfern von rechter Gewalt? Warum habt ihr es da nicht schon angewandt?

 
Wie verlogen meine lieben Deutschen und Deutschinnen doch sein können!

Feige und verlogen!

Schmachtfetzen #3: Aşık Mahzuni Şerif – Was ist mir geblieben?

Parsel parsel eylemişler dünyayı
Bir dikili taştan gayrı nem kaldı
Dost köyünden ayağımı kestiler
Bir akılsız baştan gayrı nem kaldı

Padişah değilem çeksem otursam
Saraylar kursam da asker yetirsem
Hediyem yoktur ki dosta götürsem
İki damla yaştan gayrı nem kaldı

Yiğit geçinenler namert çıktılar
Sonra ettiğine pişman çıktılar
Eski dostlar bize düşman çıktılar
Birkaç tane itten gayrı nem kaldı

Mahzuni Şerifim çıksam dağlara
Rastgelsem de avcı vurmuş marala
Doldur tüfeğini beni yarala
Bir yaralı döşten gayrı nem kaldı


Was ist mir geblieben?

Sie haben die Welt unter sich aufgeteilt.
Was ist mir geblieben, ausser einem einsamen Stein?
Kein Fussbreit liessen sie mir im einst vertrauten Dorf.
Was ist mir geblieben, ausser meiner Unvernunft?

Ich bin kein Sultan, kann nicht ungerührt bleiben,
oder gar Schlösser bauen und mir Söldner halten.
Besitze keine Gabe, um’s dem Freund zu bringen.
Was ist mir geblieben, ausser zwei Tropfen Tränen?

Vornehme Edelmänner, entpuppten sich als Halunken.
Und reuten danach, was sie getan.
Die trauten Freunde, sind uns Feind geworden.
Was ist mir geblieben, ausser ein paar räudigen Hunden?

Ah Mahzuni Şerif, würde ich Berge erklimmen
und das Rotwild finden, der Jäger hätte es schon gestreckt.
Lade dein Gewehr nun und versehre mich.
Was ist mir geblieben, ausser einem wunden Herzen?

München stirbt langsam, Istanbul brennt.

Bärtige Sensibelchen fahren auf Skateboards durch die langen Flure von global agierenden Designagenturen mit ihren Schoßhündchen auf dem Arm. Sie sind Kreativ. Ein Arbeitstag kostet ein Vermögen, aber das ist normal. Nach der Schicht wird unter besonderen Motti socialized. Heute Helloween Kostümball, morgen Thema Trump-Administration. Immer hält einer einen Vortrag, danach wird getrunken.

Kunst ist eine teure Konkubine. Sie wird auf Produktmessen mystisch beschworen, um Abnehmer für Softwarelösungen anzulocken. Wenn man nach ihr frägt, dann kann man schon einmal Zeuge eines Projektes werden, in dem man exemplarisch, anhand von nachinszenierten Einzelfällen, die Diskriminierung von Einwanderern auf deutschen Behörden nachempfinden, oder anhand einer geführten 24-Stundentour die aussischtslose Lage von Obdachlosen auf Münchens Strasse mitempfinden kann. Dazu wird trocken Beuys zitiert: „Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden!“ Aha ja. Das hat der Mann tatsächlich vor Jahrzehnten gesagt, stimmt. Nur, was hat das jetzt mit eurem Voyeurismus zu tun?“

Im Glockenbachviertel pocht das Herz der Bewegung. Die Phase der billigen Jutetüten ist vorbei. Antroposophie und fernöstliche Lebensphilosophie, ja sogar Adorno sind jetzt Nobelfastfood. Sogar die Bedienung beim Vietnamesen, bei dem du seit Jahren Stammgast warst, lächelt dich neuerdings satanisch höflich an und tut so, als wärst du ein potentieller Siemensmanager und du weisst, während dem essen, dass nichts mehr so sein wird, wie es mal war, wenn die Rechnung erst mal auf dem Tisch liegt.

München stirbt. Vielleicht muss das auch so sein. Vielleicht muss diese Stadt erst einmal in ihrer kleinkarierten Hybris, feiernd und ergebnisoffen untergehen, in Hoffnungslosigkeit versinken mit jeder erfolgreichen Umsatzbilanz?

Genau diese hindert einen daran, ein zweites mal nach der Kunst zu fragen. Kunst funktioniert hier – das ist erwiesen und belegt. Sie funktioniert so gut, dass man sie selber gar nicht mehr erleben muss. Sie ist nun untergebracht in einer Branche, heisst es aus kompetenten Mündern.

Zuerst sorgt man sich um sie, dann wird man missmütig und wenn man anfängt doch wieder nach ihr zu fragen, dann wird erwidert: „wir wollen Ihnen ja nur helfen“.

Ja ok, Danke.

Dann erfährt man, dass die Kunst ja nicht verloren ist, sondern lediglich ihren angestammten Platz gefunden hat. Nach Umsatzvolumen sortiert kommt sie an 5. Stelle. Nämlich nach der Software- und Game-industrie, der Medienindustrie, der Musikwirtschaft, der Designwirtschaft und der Kulturwirtschaft.

Es gibt sie als Bestandteil von Balken- und Kuchendiagrammen und auf bunten schematisch gekennzeichnetetn Karten des Freistaates Bayern. Man kann sie sich so ansehen und dann tschüss sagen und dann gibt’s Party.

Anders geil!

In der Zwischenzeit gehen zwei Bomben in Istanbul hoch. Sprengstoff beladene Lkw’s explodieren nahe des frischrenovierten Stadiums der Mannschaft  Besiktas Istanbul nach einem Derbyspiel. Es ist das Stadion der Mannschaft, die fast schon als Symbol der Opposition gilt. Die Angriffe galten den Polizeieinheiten, die am Strassenrand stationiert waren. Nach den neuesten Erkenntnissen starben bei dem terroristischen Anschlag mindestens 36 Polizeibeamte und 8 Zivilisten, hunderte wurden verletzt.

Ein Paar Jungs sassen zu dem Zeitpunkt auf der gegenüberliegenden asiatischen Seite am Strand, sangen und spielten Gitarre. Ein Freund filmte sie und nahm zufällig die Explosion im Hintergrund auf. Der Knall war auf Grund der großen Distanz zeitverzögert nach einigen Sekunden erst zu hören.